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15.2.2024, 16:00

Überraschungszug: Staat erhöht Anteil an der Commerzbank

Statt Ausstieg mehr Staat: Lindners Dilemma mit erhöhtem Bundesanteil und die offene Führungsfrage der Bank.

Die Commerzbank scheint erneut im Rampenlicht, da die Bundesregierung überraschend ihren Anteil an der Bank erhöht und damit spekulierte Pläne eines Ausstiegs vorerst ad acta legt. Spekulationen über die Führungsposition der Bank sind ebenfalls in vollem Gange.

Die Diskussion um den Ausstieg des Staates bei der Commerzbank, die bereits seit längerem im Gange ist, hat eine überraschende Wendung genommen. Die Bundesregierung hat beschlossen, ihren Anteil an dem Institut im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms nicht zu veräußern. Dadurch wird der Anteil des Staates an der Bank voraussichtlich von 15,75 Prozent auf etwa 16,5 Prozent steigen.

Überraschend kommt diese Entscheidung vor allem vor dem Hintergrund, dass viele im Management der Bank damit gerechnet hatten, dass der Bund im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms Aktien veräußern würde, um den Staatsanteil nicht weiter ansteigen zu lassen. Die Commerzbank selbst wollte sich zu diesem Thema nicht äußern.

Es ist nicht das erste Aktienrückkaufprogramm, an dem die Bundesregierung nicht teilnimmt. Bereits im Juni 2023 hatte sie aufgrund eines 122 Millionen Euro schweren Rückkaufprogramms ihren Anteil von 15,6 auf 15,75 Prozent erhöht. Nun läuft ein zweites Programm, bei dem das Institut eigene Aktien im Wert von bis zu 600 Millionen Euro zurückkaufen will. Dadurch sinkt der Streubesitz und somit automatisch der Anteil des Staates.

Diese Entwicklung wird voraussichtlich noch an Bedeutung gewinnen, da die Commerzbank höhere Gewinnbeteiligungen in Aussicht gestellt hat. Für das Jahr 2024 plant sie, mindestens 70 Prozent des Gewinns auszuschütten, in den folgenden Jahren sogar etwa 90 Prozent.

Der Staat hatte die Commerzbank während der Finanzkrise 2008/2009 mit 18 Milliarden Euro gerettet, jedoch wurden die staatlichen Hilfen bereits zurückgezahlt. Dennoch ist der Bund immer noch größter Einzelaktionär.

Finanzminister Christian Lindner hat mehrfach betont, dass der Staat nicht dauerhaft an der Commerzbank beteiligt bleiben will. Die Finanzagentur überprüft die Beteiligung regelmäßig, jedoch gibt es derzeit keine konkreten Pläne, den Anteil deutlich zu reduzieren oder komplett zu verkaufen. Dabei berücksichtigt Lindner nicht nur die Interessen der Steuerzahler, sondern auch die Bedeutung der Bank für den Finanzplatz und die mittelständische Wirtschaft.

Trotz des Aufschwungs der Commerzbank in den letzten Jahren, besonders unter CEO Manfred Knof, der fast 10.000 Stellen abgebaut und zahlreiche Filialen geschlossen hat, wird nun verstärkt über die Zukunft an der Spitze der Bank diskutiert.

Knofs Vertrag läuft 2025 aus, jedoch hat er sich noch nicht dazu geäußert, ob er eine weitere Amtszeit anstrebt. Aufsichtsratschef Jens Weidmann plant, erst Ende 2024 mit Knof über eine mögliche Vertragsverlängerung zu sprechen.

Die Personalfrage ist vor allem deshalb brisant, weil Finanzchefin Bettina Orlopp bereits beim letzten Wechsel an der Spitze des Instituts angestrebt hatte, CEO zu werden. Der Aufsichtsrat entschied sich jedoch für Knof. Um Orlopp zu halten, wurde sie zur stellvertretenden CEO ernannt.

Jedoch gilt sie weiterhin als Kandidatin für höhere Positionen bei anderen Unternehmen, was ein großer Verlust für die Commerzbank wäre. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt und wer in Zukunft das Ruder bei der Bank übernimmt.

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