Goldman-Chef warnt vor Börsengängen und lobt private Kapitalmärkte

David Solomon betont die wachsende Bedeutung privater Kapitalmärkte, die viele Unternehmen vor einem Börsengang zurückschrecken lassen.

17.1.2025, 10:41
Eulerpool News 17. Jan. 2025, 10:41

David Solomon, CEO von Goldman Sachs, hat private Unternehmen zu großer Vorsicht bei der Entscheidung für einen Börsengang aufgerufen. Angesichts der wachsenden Tiefe und Zugänglichkeit privater Kapitalmärkte sei der Druck, an die Börse zu gehen, erheblich gesunken, sagte Solomon auf dem Cisco AI Summit in Palo Alto.

„Heute kann man Kapital in großem Maßstab privat beschaffen, ebenso wie Liquidität in privaten Märkten. Die Gründe, öffentlich zu werden, verschieben sich daher immer weiter hinaus“, so Solomon. Ein Börsengang zwinge Unternehmen dazu, ihre Arbeitsweise zu ändern, und dies sollte gut überlegt sein.
Goldman Sachs, traditionell ein führender Partner bei Börsengängen, hat sich zunehmend auf Dienstleistungen für große private Technologieunternehmen verlegt. Der Markt für IPOs ist seit 2021 aufgrund steigender Zinsen ins Stocken geraten. So half Goldman dem Zahlungsunternehmen Stripe, 2023 6,5 Milliarden Dollar zu beschaffen, wodurch ein längerer Verbleib in der Privatsphäre ermöglicht wurde.

Laut Solomon spiegelt dies einen „fundamentalen, langfristigen säkularen Trend“ wider, der zu einer sinkenden Zahl börsennotierter Unternehmen führt. Große Start-ups wie Stripe, OpenAI und SpaceX zögern Börsengänge hinaus, obwohl ihre Bewertungen in die Milliarden gehen. Stattdessen nutzen sie Kapital von Risikokapitalriesen wie Thrive Capital oder staatlichen Fonds aus dem Nahen Osten. Gleichzeitig schaffen Sekundärmärkte neue Möglichkeiten für Mitarbeiter, ihre Anteile zu liquidieren.
Diese Entwicklung hat eine neue Art privater Start-ups hervorgebracht, die in Größe und Struktur öffentlichen Unternehmen ähneln, jedoch ohne deren Transparenz- und Berichtspflichten. Solomon äußerte sich kritisch über die unterschiedliche Regulierung privater und öffentlicher Märkte: „Warum haben wir unterschiedliche Standards, wenn dieselben Investoren sowohl privat als auch öffentlich investieren?“
Neben Kapitalmärkten sprach Solomon über den Einfluss von künstlicher Intelligenz auf das Geschäft von Goldman Sachs. Die Bank beschäftigt mittlerweile 11.000 Ingenieure bei insgesamt 46.000 Mitarbeitern und setzt KI ein, um Prozesse wie das Erstellen von IPO-Dokumenten effizienter zu gestalten. Die Erstellung eines S1-Prospekts, die früher zwei Wochen dauerte, könne heute zu 95 Prozent in Minuten durch KI erledigt werden. „Die letzten 5 Prozent machen den Unterschied, weil der Rest zur Commodity geworden ist“, erklärte Solomon.

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