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6.10.2023, 08:00

Gerresheimer Umsatzwachstum gerät ins Stocken

Das Umsatzwachstum von Gerresheimer hat sich im dritten Geschäftsquartal abgeschwächt

Das Umsatzwachstum des im MDAX notierten Unternehmens Gerresheimer hat sich im dritten Geschäftsquartal wie von Analysten erwartet abgeschwächt. Umsatz und operatives Ergebnis konnten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nicht so stark gesteigert werden, wie zuvor von Experten prognostiziert.

Der Umsatz stieg um drei Prozent auf knapp 488 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Die wichtige Kennziffer des Umsatzwachstums aus eigener Kraft lag bei 5,5 Prozent. Die Aktie geriet zur Eröffnung deutlich unter Druck und notierte im frühen Handel mit einem Minus von rund fünf Prozent am Ende des MDAX.

Aus den Erlösen blieben als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) 20,5 Prozent übrig, das entspricht 100 Millionen Euro. Unterm Strich konnten die Aktionäre mit gut 28 Millionen Euro sogar ein Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbuchen. Schon Anfang Juli hatte Konzernchef Dietmar Siemssen bestätigt, dass die Jahresziele voraussichtlich erreicht werden.

Diese Zurückhaltung kam am Kapitalmarkt jedoch nicht gut an. Experten mahnten bereits damals, sich auf eine Abschwächung im zweiten Halbjahr einzustellen. Dennoch bekräftigte das Management erneut die Prognose, wonach Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis um mindestens zehn Prozent steigen sollen.

Trotz der gedämpften Erwartungen gibt sich Vorstandschef Siemssen optimistisch. Im vergangenen Quartal seien weitere Verträge zu "attraktiven Konditionen" für die Herstellung von Spritzen, Pens und Autoinjektoren zur Bekämpfung von Fettleibigkeit abgeschlossen worden. Dies werde dem Unternehmen weiteren Rückenwind für profitables Wachstum in den kommenden Jahren geben. Siemssen betonte: "Wir verzeichnen insgesamt gerade den höchsten Auftragseingang in der Geschichte unseres Unternehmens."

Die rasante Verbreitung von sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Typ 2 oder Fettleibigkeit ist momentan ein starker Treiber der Pharmaindustrie, von dem auch Gerresheimer profitiert. Gerade im Geschäft mit Produkten wie desinfizierten Ampullen und Spritzen decken die Düsseldorfer mittlerweile einen größeren Teil der Wertschöpfungskette ab als früher. Mit dem frischen Kapital aus der Mitte April erfolgten Kapitalerhöhung will das Unternehmen seine Produktion weiter ausbauen, um der starken Nachfrage gerecht zu werden.

Auch Finanzvorstand Bernd Metzner gab sich mit Blick auf das Gewinnwachstum im laufenden Geschäftsjahr zuversichtlich. Das bereinigte Ergebnis je Aktie werde mindestens so stark steigen, wie vom Unternehmen prognostiziert, erklärte er am Donnerstag in Düsseldorf im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Gerresheimer rechnet für diese Kennziffer mit einem niedrigen einstelligen Wachstum. Metzner betonte: "Das werden wir auf jeden Fall erreichen." Auch mathematisch sei es nicht anders möglich. Im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres konnte Gerresheimer bereits ein bereinigtes Gewinnwachstum von 6,7 Prozent verzeichnen.

Die Aussage des Finanzchefs solle jedoch nicht als Erhöhung der Jahresziele verstanden werden, sondern als "Nuance". Dennoch zeigte sich Metzner optimistisch und erklärte: "Es wird besser ausfallen als das, was wir bisher als Prognose haben." Er wies zudem darauf hin, dass die Zahl der Aktien nach der Kapitalerhöhung im April gestiegen sei.

Das Management bestätigte weiterhin die Prognose für das Wachstum von Umsatz und bereinigtem EBITDA in Höhe von jeweils mindestens zehn Prozent.

Für Anleger von Gerresheimer bleibt die Situation weiterhin turbulent. Am Donnerstag schwankten die Aktien des Spezialverpackungsherstellers erneut heftig. Nach einem zunächst starken Rutsch von über acht Prozent im Handel am Vormittag, notierten die Aktien aktuell mit einem Minus von rund 3,04 Prozent auf 97,35 Euro. Damit liegen sie wieder knapp über der zuvor unterschrittenen einfachen 200-Tage-Durchschnittslinie.

Im dritten Quartal liefen die Geschäfte im Vergleich zu den Vormonaten noch schwächer als erwartet. Das Jahresziel für das Gewinnwachstum will das Unternehmen trotzdem noch erreichen. Experte David Adlington von der JPMorgan Bank bezeichnete die Quartalszahlen zwar als etwas unter den Erwartungen liegend, lobte jedoch die neu abgeschlossenen Verträge im Bereich GLP-1.

Gerresheimer liefert die Dosierpens für diese Wirkstoffklasse, die sich als Megatrend in der Pharmabranche entwickelt hat. Ursprünglich als Blutzuckersenker vermarktet, haben sich die Mittel auch als wirkungsvoll im Kampf gegen Fettleibigkeit erwiesen.

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