Fusion oder Fata Morgana? Was der Honda-Nissan-Deal wirklich bedeutet

19.12.2024, 07:42

Die Rettung auf den letzten Metern: Warum Honda und Nissan fusionieren wollen und was das für Japans Autoindustrie heißt

Eulerpool News 19. Dez. 2024, 07:42

Es klingt wie ein Weihnachtswunder: Honda und Nissan, zwei Ikonen der japanischen Automobilwelt, stehen kurz davor, ihre krisengebeutelte Zukunft in einer Fusion zu sichern. Doch ist diese "Rettung" wirklich der Gamechanger, den die Branche braucht, oder bloß eine Notlösung?

Ein Deal könnte bereits am Montag verkündet werden, und die Spannung steigt. Nach Jahren des Chaos bei Nissan — von der Rettung durch Renault über die spektakuläre Verhaftung des einstigen Helden Carlos Ghosn bis hin zu finanziellen Problemen — scheint der einstige Gigant endlich einen neuen Partner gefunden zu haben. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Alternativen immer unattraktiver werden.

Nissans verzweifelter Kampf um die Existenz

Trotz des Anscheins — Japans Autoindustrie kollabiert nicht. Toyota, der Gigant der Branche, hat die letzten vier Jahre die Spitze des globalen Automobilmarktes dominiert. Mit seinem Fokus auf Hybride, während andere Hersteller auf vollelektrische Fahrzeuge setzten, erweist sich die Strategie zunehmend als vorausschauend — insbesondere in den USA, wo sich die politische Landschaft erneut gegen EV-Subventionen wenden könnte.

Doch Nissan? Ein anderes Bild. Die Firma verbrennt Geld, hat Milliarden an Schulden und kämpft mit einem Markt, der zunehmend riskanter wird. Besonders die Abhängigkeit vom chinesischen Markt hat sich als Achillesferse erwiesen — eine Lektion, die Honda ebenfalls schmerzhaft lernen musste. Die langjährige Allianz mit Renault — immer eine problematische Partnerschaft — ist kaum mehr als eine Erinnerung an bessere Zeiten.

Warum Honda der nächste logische Schritt ist

Eine Allianz mit Honda, Japans stolz unabhängigem Hersteller, könnte Nissans letzte Chance sein. Die Alternativen? Nicht besser. Berichte über ein Übernahmeinteresse von Foxconn, dem taiwanesischen Elektronikriesen, sorgten für Aufsehen. Doch Foxconn hat kaum Erfahrung in der Automobilindustrie und eine durchwachsene Bilanz bei früheren Investments wie Sharp, das nach großen Verlusten und einer gefallenen Aktie zu kämpfen hat.

Eine Fusion mit Honda könnte dagegen endlich zwei Pole in Japans Autoindustrie schaffen: Toyota auf der einen Seite, die neue Honda-Nissan-Allianz auf der anderen. Mitsubishi, ohnehin Teil von Nissans aktueller Allianz, würde vermutlich integriert werden und den neuen Riesen weiter stärken.

Die Hürden einer Zwangsheirat

Natürlich ist nicht alles rosig. Japans Tradition sogenannter „Gesicht-wahrender Fusionen“ könnte hier zum Stolperstein werden. Wenn Nissan, der schwächere Partner, auf Augenhöhe mit Honda gestellt wird, drohen Machtkämpfe und ineffiziente Strukturen.

Zudem fehlt es an Synergien. Die beiden Unternehmen nutzen unterschiedliche Plattformen und Teile — eine Integration wird Zeit, Geld und Geduld erfordern. Noch gravierender ist die Tatsache, dass diese Fusion aus einer Position der Schwäche entsteht. Für viele Beobachter wirkt es wie ein verzweifelter Versuch, Kontrolle über Nissan zu behalten und den Einfluss von ausländischen Playern wie Foxconn zu verhindern.

Die Chancen — trotz allem

Trotz aller Kritik können beide Unternehmen profitieren. Nissan, der Pionier des ersten massenproduzierten Elektroautos, könnte von Hondas stabiler Führung profitieren. Zudem würde eine Zusammenarbeit bei Afeela, Hondas ambitioniertem EV-Projekt mit Sony, neue Möglichkeiten schaffen.

In einer Welt, in der kleinere Player zunehmend irrelevant werden, könnte der Zusammenschluss das Duo zu einem globalen Schwergewicht machen. Mit Blick auf die dritte Position im weltweiten Automobilmarkt könnte die neue Allianz — wenn gut umgesetzt — ein echter Wendepunkt für beide Firmen sein.

Wie bei jeder großen Entscheidung im Leben gilt jedoch: Es gibt keine perfekte Lösung. Nur die Hoffnung, dass die gewählte Option die richtige ist.

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