Europas Düngemittelhersteller kritisieren neue Zölle gegen Russland als unzureichend

4.2.2025, 04:42

Europas Düngemittelindustrie warnt vor existenzieller Krise – die neuen EU-Zölle auf russische Importe greifen zu spät.

Eulerpool News 4. Feb. 2025, 04:42

Die von der EU geplanten Zölle auf russische Düngemittelexporte kommen laut europäischen Produzenten „zu spät und zu schwach“, um die Branche vor existenzbedrohenden Marktverzerrungen zu schützen. Während die Gaspreise in Europa hoch bleiben, flutet Russland den Markt mit billigem Dünger – finanziert durch jene Gasexporte, die nach dem Angriff auf die Ukraine nicht mehr in die EU fließen dürfen.

Die Europäische Kommission hat am Dienstag vorgeschlagen, die Zölle auf bestimmte Düngemittelimporte aus Russland und Belarus innerhalb der nächsten drei Jahre schrittweise von derzeit 6,5 Prozent auf bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Der Plan muss noch vom Europäischen Parlament und dem Rat der EU-Staaten verabschiedet werden. Die Regelung wurde gezielt so gestaltet, dass Länder mit starken Agrarsektoren wie Frankreich und die Niederlande nicht übermäßig belastet werden.

Für die europäische Düngemittelindustrie kommt die Maßnahme dennoch zu spät. „Die EU hat viel zu lange gezögert“, kritisierte Svein Tore Holsether, CEO des norwegischen Herstellers Yara International, dessen Nettogewinn zwischen 2022 und 2023 um 98 Prozent auf nur noch 54 Millionen Dollar einbrach. Die langen Übergangsfristen verschieben das Problem nur weiter in die Zukunft: „Die geplanten Zölle greifen erst ab 2026 oder 2027 und lassen die europäische Industrie bis dahin weiter im Regen stehen.“

Auch Fertiglobe-CEO Ahmed El-Hoshy warnte vor ungleichen Wettbewerbsbedingungen: „Europäische Produzenten haben höhere Energie-, Lohn- und Regulierungskosten – irgendwann bricht das System zusammen.“ Während sich die EU nur langsam zu Zöllen durchringe, nutze die US-Regierung die Lage gezielt, um ihre Landwirte mit günstigen Importen zu unterstützen.

Das größte Problem bleibt der Kostenunterschied beim Erdgas, dem Hauptrohstoff der Branche. „Die Gaspreise in Europa sind um 345 Prozent höher als in den USA – und noch drastischer im Vergleich zu Russland“, so Holsether. Er sieht die Gefahr, dass europäische Unternehmen ihre Produktion schrittweise nach Nordamerika verlagern. „Wenn Düngemittelfabriken einmal abwandern, kommen sie nicht zurück – das ist kein Gastronomiebetrieb, der nach einer Krise einfach wieder öffnet.“

Die EU-Kommission argumentiert, dass die neuen Zölle nötig seien, um sich vor russischen Erpressungsversuchen zu schützen und die Ernährungssicherheit in der EU zu gewährleisten. Die Importabgaben sollen zunächst bei 13 Prozent liegen und innerhalb von drei Jahren auf 50 Prozent steigen.

Branchenvertreter fordern jedoch eine härtere Gangart. „Die geplanten Zölle sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht ambitioniert genug“, sagte Leo Alders, Präsident des Verbands Fertilizers Europe. Er plädiert für einen Einstiegszoll von mindestens 30 Prozent, der alle sechs Monate weiter angehoben wird.

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