Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing greift inmitten eines Streiks seiner größten Gewerkschaft zu drastischen Sparmaßnahmen. Finanzchef Brian West kündigte in einer E-Mail an die Belegschaft einen sofortigen Einstellungsstopp, Beurlaubungen für zahlreiche Mitarbeiter sowie die Einschränkung von Dienstreisen an. Selbst das Management soll auf Business- und Erste-Klasse-Flüge verzichten. Diese Schritte sollen die finanzielle Lage stabilisieren, da der Streik die Erholung des Unternehmens bedrohe, so West.
Die größte Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Boeing-Mitarbeiter vertritt, trat am Freitag in den Streik, was die Produktion in der Region Seattle lahmlegt. Betroffen sind insbesondere die Bestseller-Modelle 737 und 777. Boeing kämpft bereits mit erheblichen Lieferverzögerungen bei der 737, was den Druck auf das Unternehmen weiter erhöht.
Boeing befindet sich in einer tiefen Krise, ausgelöst durch eine Serie technischer Pannen und Produktionsfehler. Ein Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpfteil einer neuen Maschine kurz nach dem Start abriss, führte dazu, dass Boeing die Produktion der 737-Reihe nicht wie geplant ausweiten darf. Diese Rückschläge sowie die aktuellen Arbeitsniederlegungen belasten den Konzern schwer.
Selbst eine Einigung mit der Gewerkschaft könnte für Boeing teuer werden. Eine im Vorfeld des Streiks abgelehnte Vereinbarung sah eine Gehaltserhöhung von 25 Prozent über vier Jahre vor, wurde jedoch von den Beschäftigten mit 95 Prozent der Stimmen zurückgewiesen. Viele Mitarbeiter hatten in den letzten Jahren stagnierende Löhne hinnehmen müssen, während die Lebenshaltungskosten in der Region stark anstiegen.