Am 29. Januar steht ein hochinteressanter Termin bevor, der Investoren in aller Welt mit Spannung erwartet. An diesem Tag wird ein Gericht in Hongkong über die Zukunft von Evergrande entscheiden, dem weltweit größten Immobilienentwickler mit einer atemberaubenden Schuldenlast von über 320 Milliarden Dollar.
Sowohl die Gläubiger als auch die chinesische Wirtschaft schauen gebannt auf die bevorstehende Entscheidung, da von ihr weitreichende Auswirkungen zu erwarten sind. Denn Evergrandes Schicksal ist eng mit dem der gesamten chinesischen Wirtschaft verbunden.
Eine mögliche Insolvenz des Unternehmens könnte die ökonomische Erholung des Landes, die bereits durch die anhaltende Pandemie und geopolitische Spannungen belastet ist, weiter schwächen. Die Regierung in Peking ist daher entschlossen, einen chaotischen Zusammenbruch von Evergrande zu verhindern und setzt auf einen Restrukturierungsplan, der die Interessen der Investoren berücksichtigt und zugleich das Vertrauen in die angeschlagene Immobilienbranche wiederherstellt.
Experten wie Alicia Garcia-Herrero, Chefökonomin bei Natixis, halten eine vollständige Liquidation von Evergrande für unwahrscheinlich. Eine solche wäre nicht nur für die unfertigen Immobilienprojekte und unbezahlten Lieferanten des Unternehmens riskant, sondern auch für die gesamte Wirtschaft des Landes.
Die jüngste Verlängerung des Prozesses bis Ende Januar gibt Anlass zur Hoffnung, dass Evergrande seine Tätigkeiten fortsetzen kann. Allerdings bleibt die Frage, ob das Urteil des Hongkonger Gerichts in ganz China gültig sein wird, umstritten.
Evergrande hat mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, darunter immense Schulden, festgenommene Führungskräfte und der ausgesetzte Handel seiner Aktien. Trotz wiederholter Verhandlungen mit potenziellen Investoren ist die Zukunft des Unternehmens nach wie vor ungewiss.
Eine Sanierung von Evergrande könnte langfristig rentabler sein als eine Liquidation, da dabei nur die wertvollsten Vermögenswerte des Unternehmens betroffen wären.
Die Krise bei Evergrande spiegelt jedoch auch die tieferliegenden Probleme der chinesischen Wirtschaft wider. Die anhaltende Immobilienkrise hat nicht nur Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Chinesen, sondern verstärkt auch soziale und regionale Spannungen im Land. Obwohl die Regierung versucht, den Markt durch Lockerung der Kreditvergabe und Preisbeschränkungen zu stabilisieren, sind die Herausforderungen enorm.
Die Entscheidung über das Schicksal von Evergrande wird also weit mehr als nur über die Zukunft eines Unternehmens bestimmen. Sie wird als Gradmesser für den Zustand und die Richtung der chinesischen Wirtschaft dienen und somit auch die Weichen für die Zukunft des Landes stellen. Der 29. Januar wird zeigen, ob China einen gangbaren Weg findet, seine anhaltende Immobilienkrise zu überwinden, ohne dabei die wirtschaftliche Stabilität zu gefährden.