AI

Infosys-Chef wettet, dass Unternehmen ihre eigenen KI-Modelle entwickeln werden

Infosys setzt auf maßgeschneiderte kleine KI-Modelle, während der IT-Sektor durch KI-Entwicklung und geopolitische Faktoren vor neuen Herausforderungen steht.

Eulerpool News 28. Nov. 2024, 15:36

Nandan Nilekani, Vorsitzender des indischen IT-Dienstleisters Infosys, sieht die Zukunft der künstlichen Intelligenz (KI) nicht in gigantischen Modellen wie OpenAI’s ChatGPT, sondern in maßgeschneiderten, kleineren Sprachmodellen. Diese könnten spezifische Daten verarbeiten und Unternehmen dabei helfen, ihre Produktivität zu steigern und ihre KI-Strategie eigenständig zu gestalten.

„Große Unternehmen fragen sich zunehmend: ‚Wie übernehmen wir die Kontrolle über unsere KI-Zukunft?‘“, sagte Nilekani in einem Interview in Bengaluru, Indiens Technologiehochburg. „Kleine Sprachmodelle, die auf spezifische Daten trainiert werden, sind tatsächlich äußerst effektiv. Unternehmen müssen keine riesigen Modelle bauen.“

Infosys, ein weltweit operierender Anbieter von Software- und Beratungsdienstleistungen mit einem Jahresumsatz von knapp 19 Milliarden US-Dollar, reagiert auf diesen Trend. Das Unternehmen entwickelt KI-Lösungen, die auf die Bedürfnisse seiner Kunden in mehr als 50 Ländern zugeschnitten sind. Erst kürzlich stellte Infosys zwei kleine Sprachmodelle vor, die in Zusammenarbeit mit Nvidia entwickelt wurden. Diese Modelle wurden mit Infosys-eigenen Daten trainiert und in Produkte wie das digitale Bankensoftware-Programm Finacle integriert.

„Wir bieten unseren Kunden an, Modelle für sie zu erstellen und damit das Modellieren zu entmystifizieren“, betonte Nilekani. Die Technologie sei mittlerweile so zugänglich, dass Modelle innerhalb weniger Monate entwickelt werden könnten.

Während diese Entwicklung Chancen für etablierte Dienstleister wie Infosys eröffnet, wirft sie gleichzeitig Fragen für Start-ups auf, die massiv in große Sprachmodelle investiert haben. Unternehmen wie Apple, Google und Microsoft haben in jüngster Zeit KI-Modelle mit reduzierten Parametern vorgestellt, um den Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden.

Analysten warnen jedoch, dass Indiens Outsourcing-Industrie durch den Vormarsch von KI unter Druck geraten könnte. Wenn Unternehmen jedoch ihre eigenen Modelle entwickeln, könnten Dienstleister wie Infosys eine Schlüsselrolle spielen, indem sie beim Aufbau dieser Modelle und der Organisation von Daten unterstützen.

Nilekani, der als prägende Figur der indischen Technologiebranche gilt, räumte ein, dass KI einige Arbeitsfunktionen in der Branche ersetzen könnte. Dennoch werde die Technologie neue Rollen schaffen, insbesondere für Fachkräfte, die KI-Modelle entwickeln und anwenden.

Die indische IT-Industrie, die mehr als 5 Millionen Menschen beschäftigt, hat in den letzten Jahren ein verlangsamtes Wachstum erlebt, da Großkunden wie Banken ihre IT-Ausgaben zurückfahren. Nilekani erwartet keinen signifikanten Anstieg der Mitarbeiterzahlen in der Branche. „Zum Teil liegt das an Fortschritten in der KI, aber auch an der schwachen globalen Wirtschaft“, erklärte er.

Nilekani sieht jedoch Potenzial in einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps als US-Präsident. Obwohl indische IT-Unternehmen in der Vergangenheit unter seinen Visa-Beschränkungen litten, könnte eine zweite Amtszeit positive Effekte haben. „Das könnte eine Marktliberalisierung auslösen, Unternehmen wachsen lassen und mehr Übernahmen fördern – wovon die IT-Industrie profitieren würde“, sagte Nilekani.

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