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Hochzinsanleihen trotz Rezessionsrisiko: Experten sehen Chancen für Anleger

Im Zuge einer Rezession betrachten viele die Anleihen von Unternehmen mit schwacher Bonität als risikobehaftet

Eulerpool News 18. Okt. 2023, 16:00

Die Frage nach einer möglichen Rezession beschäftigt derzeit viele Anleger. Die deutsche Wirtschaft befindet sich bereits in einer Phase der Wachstumsschwäche und es ist unklar, ob es zu einer schnellen Erholung oder einem tieferen Einbruch kommen wird. Sowohl in den USA als auch in Europa gibt es Bedenken, dass die volle Wirkung der geldpolitischen Maßnahmen, mit denen die Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) gegen die Inflation vorgehen, noch nicht vollständig in der Wirtschaft angekommen ist.

In dieser Situation raten viele Experten von Hochzinsanleihen ab, die von Unternehmen mit schwacher Bonität ausgegeben werden. Denn im Falle einer Verschärfung der Krise könnten mehr Unternehmenspleiten und somit auch Ausfälle in diesem Segment drohen. Doch Anleiheexperte Alexis Renault von Oddo BHF Asset Management bringt gute Argumente für Hochzinsanleihen ins Spiel.

Der Hochzinsanleihenmarkt, auch als High-Yield Bonds bezeichnet, ist für Anleger aufgrund des höheren Risikos besonders interessant. Derzeit werden dort Renditen von bis zu acht Prozent im Euro-Raum geboten. Dieser Risikoaufschlag, auch als Spread bekannt, sollte mögliche Ausfälle von Unternehmen mehr als ausgleichen und somit für lohnenswerte Geschäfte sorgen. Allerdings ist dieses Spiel nur für Anleger möglich, die eine Vielzahl von Anleihen erwerben, in der Regel über Fonds.

Doch wie groß ist das Risiko tatsächlich und wird es durch die höheren Renditen aufgewogen? Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärt Renault seine Beobachtungen: "In den letzten zwölf Monaten hat sich der High-Yield-Markt genau so entwickelt, wie zu erwarten war. Der Ablauf ist immer ähnlich: Eine kommende Rezession wird frühzeitig eingepreist. Sobald sie näher rückt, steigen die aktuellen Ausfallraten, während die erwarteten Ausfallraten sinken und der Spread wieder zurückgeht." Dies deutet darauf hin, dass der Markt bereits die kommende Rezession antizipiert. Da bereits seit einiger Zeit darüber diskutiert wird, sollte dies bereits in den Kursen und Renditen berücksichtigt sein.

Sollte die Rezession tatsächlich eintreten oder sich verschlimmern, würde der Markt jedoch wieder nach vorne blicken und auf eine stabilere Phase hoffen. Somit könnte nur eine überraschend starke Rezession ein positives Ergebnis für Anleger gefährden.

Laut Renault hat der Hochzinsmarkt im Euro-Raum in den vergangenen zwölf Monaten bereits einen Ertrag aus Zinsen und Kursgewinnen von rund zwölf Prozent geliefert. Gleichzeitig ist der Spread um zwei Prozentpunkte gesunken. Auch die Rendite ist von rund 2,5 Prozent vor zwei Jahren auf aktuell etwa acht Prozent gestiegen.

Renault bevorzugt Hochzinsanleihen aus dem Euro-Raum gegenüber denen aus den USA. Er begründet dies mit einer umfangreichen Rechnung: In Europa liegt der Spread bei 490 Basispunkten, in den USA bei 430. Somit ist in Europa bereits mehr Risiko in den Kursen eingepreist und die Bewertung günstiger. Zudem liegt das Rating im Durchschnitt in Europa bei BB-, während es in den USA mit B+ etwas darunter liegt.

In den USA wird das Kapital im Durchschnitt länger gebunden, was zu einer höheren Anfälligkeit der Kurse gegenüber Zinsveränderungen führen kann. Diese "Duration" ergibt sich aus der Restlaufzeit der Anleihe und den Zinszahlungen, die bereits während der Laufzeit zurückfließen. Europäische Anleihen haben somit eine kürzere Duration von 2,8 Jahren im Vergleich zu 3,8 Jahren in den USA. Dadurch erscheint der Markt in den USA insgesamt weniger attraktiv.

Die Gefahr einer Rezession wird in den USA von vielen Ökonomen als geringer eingeschätzt als in Europa. Dementsprechend empfiehlt Goldman Sachs zum Beispiel, kurzfristig US-High-Yield anzuraten und den Sektor im Euro-Raum unterzugewichten. Hochzinsanleihen werden von Unternehmen aus verschiedenen Branchen ausgegeben. In den USA spielen Energiefirmen eine bedeutende Rolle, die jedoch teilweise hoch verschuldet sind. Viele Anleihen kommen aus dem Finanzbereich, aber auch aus der Industrie. Renault ist vorsichtig bei Bankanleihen, da diese häufig in Abhängigkeit zur Staatsverschuldung stehen. Dieses Risiko wird besonders deutlich in Zeiten von Schuldenkrisen.

Für Privatanleger eignen sich Hochzinsanleihen am besten über Fonds, die unterschiedliche Schwerpunkte haben können. Eine kostengünstige Alternative bieten börsengehandelte Fonds (ETFs) wie die Angebote von iShares und Xtracker.

Insgesamt bewegen sich Hochzinsanleihen ähnlich wie Aktien, aber mit geringeren Schwankungen. Sie können daher das Verhältnis von Rendite und Risiko im Portfolio verbessern und für eine diversifizierte Anlagestrategie sorgen.

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