Economics
Fed zögert mit Zinssenkung – Sorge vor tarifgetriebener Inflation überwiegt
Die Fed warnt vor steigender Inflation durch neue Zölle – Zinssenkungen rücken trotz schwächerem Ausblick in Ferne.
Die US-Notenbank bleibt in Wartestellung. Angesichts steigender Unsicherheit und wachsender Inflationsrisiken entschieden sich die Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) auf ihrer Sitzung am 6. und 7. Mai, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Laut dem veröffentlichten Sitzungsprotokoll war ein zentrales Thema die Sorge, dass neue Zollmaßnahmen – insbesondere gegen China – die Teuerung erneut anheizen könnten.
Die Warnsignale verdichten sich. Die Fed-Ökonomen haben ihre Wachstumsprognosen für das laufende und kommende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Die neue Projektion geht von einer merklichen Schwächung des Arbeitsmarkts aus, mit steigender Arbeitslosigkeit bis mindestens 2027. Parallel dazu rechnen die Experten mit einem „deutlichen Inflationsschub“ noch in diesem Jahr – insbesondere durch Preisaufschläge bei Zwischenprodukten wie Stahl und Aluminium.
Dennoch bleibt der geldpolitische Kurs restriktiv. Die Zinssenkungserwartungen an den Terminmärkten für das Juni-Meeting sind nach der Veröffentlichung der Protokolle sowie einer Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell deutlich gesunken. Powell hatte betont, dass „die Kosten des Abwartens gering“ seien – eine klare Absage an vorschnelle Lockerungen.
Trump hatte zwischen März und Anfang Mai massive Zollerhöhungen auf Importe aus zahlreichen Handelspartnerstaaten angekündigt, zuletzt aber gegenüber China eine Senkung von 145 % auf 30 % durchgesetzt. Der Schritt wurde an den Märkten als Entspannungssignal gewertet, ändert jedoch nichts an der vorsichtigen Haltung der Fed.
Auffällig ist die wachsende Sensibilität der Notenbank gegenüber Preisbildungstendenzen auf Unternehmensebene. In Gesprächen mit Firmen hörten mehrere Fed-Mitglieder, dass selbst nicht betroffene Unternehmen ihre Preise anheben wollten – schlicht, weil der Wettbewerb es vormacht. Eine solche Erwartungsdynamik gilt als gefährlich, weil sie Preissteigerungen zusätzlich beschleunigen kann.
Die Inflationserwartungen für 2026 und 2027 wurden im Mai-Protokoll erneut nach oben angepasst. Sollte sich die Prognose als zu optimistisch erweisen, sei laut Fed „das Risiko vor allem auf der Oberseite zu sehen“. Die Inflation könnte sich also als noch hartnäckiger herausstellen als bisher angenommen.






