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Deutschland setzt auf Aktiensparen, um Rentenlücke der nächsten Generation zu schließen

Deutschland setzt mit einer Kinder-Aktiensparförderung auf privaten Kapitalmarkt, um Rentenlücke und demografische Risiken abzufedern.

Eulerpool News 26. Aug. 2025, 17:08

Die Bundesregierung will Kinder ab kommendem Jahr mit einem Zuschuss von monatlich zehn Euro an den Kapitalmarkt heranführen. Eltern können die Summe für ihre sechs- bis 18-jährigen Kinder in einen Aktiensparplan einzahlen; die Ersparnisse bleiben bis zur Rente zweckgebunden. Die Maßnahme soll langfristig helfen, die wachsende Finanzierungslücke der gesetzlichen Altersvorsorge abzufedern.

Die Dimension des Problems ist gewaltig: Bis 2036 gehen 19,5 Millionen Babyboomer in Rente, während nur 12,5 Millionen junge Arbeitskräfte nachrücken. Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft schrumpft die Erwerbsbevölkerung dadurch um 9 Prozent. Schon 2040 müssen 100 Beschäftigte für 41 Rentner aufkommen – heute sind es 30. Das System, 1889 von Otto von Bismarck eingeführt, steht damit vor einer demografischen Belastungsprobe, wie es sie in dieser Form noch nicht gab.

Allein 2024 flossen 117,9 Milliarden Euro – ein Viertel des Bundeshaushalts – als Zuschuss in die Rentenkasse. Unter geltendem Recht wird dieser Anteil weiter steigen. Der Sachverständigenrat fordert seit Jahren entweder eine Senkung des Rentenniveaus oder deutlich höhere Beiträge. Die Regierung jedoch scheut eine große Reform und setzt stattdessen auf private Vorsorge.

Dabei hinken deutsche Haushalte im internationalen Vergleich weit hinterher. Nur 17 Prozent der Erwachsenen besitzen Aktien oder Fondsanteile, verglichen mit 39 Prozent in Großbritannien und 62 Prozent in den USA. Bundesbank-Daten zeigen, dass 37 Prozent der Finanzvermögen von insgesamt neun Billionen Euro in Bargeld und niedrig verzinsten Einlagen liegen.

Die Idee des „Frühstart-Rente“-Zuschusses stammt von Verhaltensökonomin Ulrike Malmendier, Mitglied im Sachverständigenrat. Sie verweist auf jahrzehntelange Forschung: Wer breit gestreut und langfristig investiert, erzielt zuverlässig Renditen. Rechnet man mit sieben Prozent jährlichem Ertrag, verwandelt sich der staatliche Zuschuss bis zur Rente in rund 65.000 Euro – nominal. Abzüglich Inflation bleibt ein deutlich geringerer Betrag, weshalb Kritiker wie Ali Masarwah von Envestor die Maßnahme als „symbolische Politik“ einstufen.

Befürworter hingegen hoffen auf einen kulturellen Wandel. „Wenn Menschen das am eigenen Beispiel erleben, kann das Verhalten für Jahrzehnte prägen“, sagt Malmendier. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann ergänzt, das Ziel sei nicht nur finanzielle Rendite, sondern auch finanzielle Bildung: „Wir wollen die nächste Generation früh mit dem Kapitalmarkt vertraut machen.“

Der Vorstoß kommt nicht ohne historischen Ballast. Die Riester-Rente aus den frühen 2000er Jahren gilt heute als teuer und ineffizient; bis zu ein Viertel der Verträge sind faktisch wertlos. Finanzexperten warnen daher, ein zweites Scheitern könne sich die Politik nicht leisten.

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