Milliardenskandal um 1MDB: Ex-Goldman-Manager Leissner erhält zwei Jahre Haft – Kritik aus Malaysia

Trotz aktiver Mitwirkung im 1MDB-Korruptionsskandal erhält Tim Leissner nur zwei Jahre Haft – Malaysia protestiert scharf.

31.5.2025, 15:23
Eulerpool News 31. Mai 2025, 15:23

Tim Leissner, einst oberster Vertreter von Goldman Sachs in Südostasien, ist wegen seiner Schlüsselrolle im 1MDB-Skandal zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Das Bundesgericht in Brooklyn wertete seine umfassende Kooperation mit den US-Behörden strafmildernd, obwohl die Vorwürfe schwer wiegen: Über 4,5 Milliarden Dollar sollen aus dem malaysischen Staatsfonds 1MDB zweckentfremdet worden sein.

Goldman Sachs hatte zwischen 2012 und 2013 Anleihen des Fonds im Umfang von 6,5 Milliarden Dollar begeben. Große Teile des Kapitals verschwanden jedoch in Offshore-Konstrukten und auf Konten des heute flüchtigen Finanziers Jho Low. Leissner selbst hatte sich bereits 2018 schuldig bekannt und war der zentrale Belastungszeuge gegen seinen früheren Kollegen Roger Ng, der später zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.

Während der Urteilsverkündung sprach Richterin Margo Brodie von einem „dreisten und verwegenen“ Verhalten. Sie betonte, dass Leissners spätere Einsicht und seine Mithilfe bei den Ermittlungen zwar berücksichtigt worden seien, diese jedoch den internationalen Schaden nicht wettmachten. Der heute 55-Jährige zeigte sich reumütig, sprach vor Gericht von verlorener Freiheit, zerrütteten Familienverhältnissen und psychischen Folgen.

In Malaysia stieß das Urteil auf harsche Kritik. Johari Abdul Ghani, Minister und ehemaliger Finanzchef, nannte die Strafe „zu kurz“. Leissner sei eine zentrale Figur des Skandals gewesen und hätte die Höchststrafe verdient, erklärte er gegenüber Reuters.

Goldman Sachs distanzierte sich in einem Schreiben an das Gericht erneut von Leissner. Das Bankhaus sieht in ihm den Hauptverantwortlichen für das einzige Strafverfahren in seiner 156-jährigen Geschichte. Die Investmentbank zahlte 2020 eine Rekordstrafe in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar und forderte 174 Millionen Dollar von früheren Führungskräften zurück.

Der politische und juristische Schatten des Skandals reicht weit: Der ehemalige Premierminister Najib Razak verbüßt eine zwölfjährige Haftstrafe – nach Begnadigung zur Hälfte reduziert. Leissners einstiger Mitstreiter Roger Ng wurde bereits nach Malaysia ausgeliefert.

Das Strafmaß für Leissner dürfte in Malaysia als Signal unzureichender Gerechtigkeit wahrgenommen werden – in einem Fall, der sinnbildlich für die Verflechtung von globaler Finanzmacht, politischem Kalkül und institutionellem Versagen steht.

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