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Lotus taumelt zwischen Geelys Visionen und britischer Realität

Lotus kämpft mit Verkaufsrückgang, Führungschaos und Verlusten, während Geelys Milliardenpläne an britischen Strukturen zerschellen.

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Eulerpool News 8. Sept. 2025, 11:36

Die jüngsten 550 Stellenstreichungen bei Lotus, fast 40 Prozent der britischen Belegschaft, verstärken die Zweifel am Kurs des traditionsreichen Sportwagenbauers. Nur Wochen zuvor hatte das Management überraschend angekündigt, die Fertigung in Hethel einzustellen – und die Entscheidung binnen 24 Stunden wieder zurückgezogen.

Die Kehrtwende war kein Einzelfall. Interne Konflikte, abrupte Strategiewechsel und eine Serie prominenter Abgänge prägen seit Monaten das Bild. Europachef Matt Windle wurde nach nur vier Monaten durch Mao Jingbo, einen Manager aus dem chinesischen Geely-Konzern, ersetzt. Für viele Mitarbeiter steht dieser Führungsstil sinnbildlich für eine „knee-jerk culture“, in der kurzfristige Entscheidungen dominieren.

Geely hatte 2017 für drei Milliarden Pfund die Kontrolle über Lotus übernommen und plante, die Marke zum „britischen Porsche“ zu formen. Der Konzern listete im Februar 2024 die Tochter Lotus Technology an der Nasdaq, was kurzzeitig eine Bewertung von über 9 Milliarden Dollar brachte. Inzwischen liegt die Marktkapitalisierung bei 1,4 Milliarden Dollar.

Operativ hinkt Lotus den ambitionierten Zielen weit hinterher. Während das Unternehmen 2024 mit 12.134 ausgelieferten Fahrzeugen ein Rekordjahr verzeichnete, fielen die Verkäufe im ersten Halbjahr 2025 um 43 Prozent auf 2.813 Einheiten. Verzögerungen beim Emira, dem letzten Modell mit Verbrennungsmotor, sowie Probleme bei Exporten in die USA verschärften die Situation.

Auch finanziell ist die Lage angespannt. Lotus Technology verbuchte 2024 einen negativen Cashflow von 850 Millionen Dollar, im ersten Halbjahr 2025 lag der operative Verlust bei 263 Millionen Dollar. Streitigkeiten mit Zulieferern wie Mercedes-AMG über unbezahlte Rechnungen verdeutlichen die Liquiditätsprobleme.

Der Großteil von Geelys Investitionen floss in ein neues Werk im chinesischen Wuhan mit Kapazitäten von 150.000 Fahrzeugen. In Hethel dagegen fehlten Budget und Marketingmittel, um den globalen Vertrieb auszubauen. Analysten kritisieren, dass Lotus die Quadratur des Kreises versuche: kleine, spezialisierte Strukturen in Norfolk sollen ein globales Elektro-SUV-Programm stemmen.

Für Geely-Gründer Li Shufu fügt sich die Misere in eine breitere Konsolidierungsstrategie. Er hat zuletzt Marken verschmolzen, unrentable Projekte beendet und Kooperationen mit anderen Herstellern gesucht. Branchenbeobachter fragen sich nun, ob Lotus – ähnlich wie Polestar – Teil dieser Straffung wird oder ob Geely externe Partner ins Boot holt.

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