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EZB-Chefin Lagarde unter Druck – Spekulationen über Rückzug befeuern interne Zweifel

Christine Lagarde steht wegen Rücktrittsgerüchten unter Druck – intern mehren sich Zweifel an Loyalität und Führungsstil.

Eulerpool News 30. Mai 2025, 16:52

Die Europäische Zentralbank sieht sich mit interner Unruhe konfrontiert, nachdem der ehemalige WEF-Vorsitzende Klaus Schwab öffentlich behauptet hat, Christine Lagarde plane einen vorzeitigen Wechsel an die Spitze des Weltwirtschaftsforums. Laut Schwab sei Lagardes Amtsantritt in Davos für „spätestens Anfang 2027“ vorgesehen – trotz ihrer laufenden EZB-Amtszeit bis Ende Oktober desselben Jahres.

Die EZB reagierte prompt und betonte Lagardes „uneingeschränkte Entschlossenheit“, ihr Mandat zu erfüllen. Das Dementi erschien am selben Tag im Intranet der Notenbank – doch der Schaden war da. Intern kursieren seither Gerüchte über Lagardes angebliche Ambitionen und mögliche Motive Schwabs, der nach massiver Kritik selbst jüngst seinen Posten räumen musste.

Besonders irritierend: Schwab behauptet, mit Lagarde bereits im April in Frankfurt gesprochen zu haben, und erwähnt sogar eine in Davos reservierte Villa. Beobachter werten dies als verzweifelten Versuch, sich nach dem Machtverlust in Davos zu rehabilitieren – oder als gezielten Angriff gegen Lagarde, die im Stiftungsrat des WEF saß und intern Druck auf seinen Rücktritt ausgeübt haben soll.

In der Belegschaft der EZB hinterlassen die Schlagzeilen Spuren. Schon vor Schwabs Aussagen war die Unzufriedenheit mit Lagarde messbar. In einer internen Umfrage der Gewerkschaft schnitt sie schlechter ab als ihr Vorgänger Mario Draghi. Kritisiert werden mangelnde Nähe zu den Mitarbeitenden und das Gefühl, sie verfolge vor allem persönliche Interessen.

Einige Notenbanker sehen in der aktuellen Phase tatsächlich ein günstiges Zeitfenster für einen Abgang. Die Inflation im Euroraum ist nahezu auf Zielniveau, der geldpolitische Kurs konsolidiert. Selbst kritische Stimmen räumen Lagarde zu, den zerstrittenen EZB-Rat geeint und Zinswenden 2022 und 2023 durchgesetzt zu haben. „Aus geldpolitischer Sicht wäre jetzt der ideale Zeitpunkt zu gehen“, sagt ein Insider.

Doch während manche in Davos einen Aufstieg, sehen andere darin einen Abstieg. Ein Wechsel von Frankfurt nach Graubünden wäre zwar geografisch nahe an Lagardes Heimatstadt Marseille – aber politisch eine Herabstufung. Ein Spitzenposten bei der EU-Kommission oder gar im Élysée-Palast wäre wohl prestigeträchtiger – realistischer erscheint beides allerdings nicht mehr.

Die Frage bleibt, wie Lagarde auf die Spekulationen reagiert. Am kommenden Donnerstag, nach der EZB-Pressekonferenz, hat sie die Gelegenheit dazu. Beobachter erwarten klare Worte – oder ein bewusstes Schweigen.

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