Comeback des Eurofighters
Lange war das Projekt fast schon abgeschrieben, nun erlebt der Eurofighter eine Renaissance. Noch in dieser Woche soll Airbus Defence and Space den Auftrag über 20 neue Jets für die Bundeswehr erhalten – Volumen: 3,75 Milliarden Euro. Damit steigt die Fertigung in Manching bei Ingolstadt wieder auf Touren.
„Wir haben in der Vergangenheit dafür gekämpft, die Produktionsrate von zehn Maschinen pro Jahr zu halten. Nun verdoppeln wir die Rate“, sagte Spartenchef Michael Schöllhorn dem Handelsblatt. Grund sind nicht nur neue Bundeswehr-Aufträge, sondern auch frische Exportchancen – etwa in die Türkei und nach Saudi-Arabien.
Von der Flaute zum Boom
Noch vor wenigen Jahren kämpfte Airbus ums Überleben der Produktionslinie. Unter zehn Maschinen im Jahr wäre die Lieferkette kollabiert, weil sich die Fertigung für Zulieferer nicht mehr gerechnet hätte. Der Ukrainekrieg hat das Blatt gewendet: Berlin investiert wieder, Spanien und Italien bestellen nach – und neue Interessenten stehen Schlange.
Dass Deutschland nach 2022 zunächst lieber F-35-Jets aus den USA kaufte, galt als Affront gegen Airbus. Doch nun fließt wieder Geld in die heimische Industrie – auch weil die Regierung Rüstungsausgaben von der Schuldenbremse ausnimmt.
Neue Fähigkeiten, neue Kunden
Die neue Eurofighter-Generation bekommt leistungsfähigere Radare und wird erstmals für elektronische Kampfführung aufgerüstet – ein Aufgabenfeld, das bislang den Tornados vorbehalten war. Auch der Taurus-Marschflugkörper, mit dem die Luftwaffe gegnerische Bunkerziele zerstören kann, soll künftig auf den Eurofighter integriert werden.
Die Technik-Upgrades erhöhen die Chancen auf weitere Exporterfolge: Neben Saudi-Arabien zeigt nun auch die Türkei Interesse an bis zu 40 Maschinen – ein diplomatischer Coup für die europäische Rüstungsindustrie.
Vorbereitung auf das FCAS-Zeitalter
Hinter dem neuen Aufwind steckt auch ein strategisches Kalkül. Airbus verschafft sich mit dem Eurofighter finanziellen und technologischen Spielraum im Streit mit dem französischen Partner Dassault Aviation über das Future Combat Air System (FCAS) – Europas geplanten Superjet der Zukunft.
Weil Dassault auf der Führungsrolle besteht und Airbus das nicht akzeptiert, liegt das Projekt seit Monaten auf Eis. Mit dem wachsenden Erfolg des Eurofighters hat Airbus nun wieder Verhandlungsmacht – und könnte notfalls eigene Wege gehen.
In der Branche werden zwei Alternativen diskutiert: ein Einstieg ins britisch-japanisch-italienische Global Combat Air Programme (GCAP) oder eine engere Kooperation mit dem schwedischen Rüstungskonzern Saab, der bereits das Selbstschutzsystem Arexis für den Eurofighter liefert.
Europas Rüstungsindustrie im Umbruch
Mit der Verdopplung der Eurofighter-Produktion sendet Airbus ein klares Signal: Die europäische Luftfahrt verteidigt ihre Souveränität, technologisch wie politisch. Der Jet, einst ein Symbol europäischer Einigkeit, wird nun zum strategischen Hebel in einer neuen Rüstungsära – und zu einem der wichtigsten Industrieprojekte Deutschlands.








