Der US-Softwarekonzern Oracle hat mit seinen jüngsten Buchungen und neuen Partnerschaften Optimismus für die Zukunft ausgelöst. Am Dienstagabend nach US-Börsenschluss kündigte Oracle in Austin, Texas, eine erweiterte Zusammenarbeit mit Microsoft und OpenAI an. Diese Partnerschaften sollen die Cloud-KI-Plattform des Windows-Konzerns auch auf Oracle-Datencenter ausweiten. Zudem wird Google künftig Oracle-Datenbanktechnik in seiner Cloudplattform anbieten.
Die Auftragsbücher für die Oracle Cloud Infrastructure (OCI) und die Umsatzprognosen des Unternehmens beeindruckten die Analysten. UBS-Analyst Karl Keirstead hob die positiven Prognosen hervor, während Mark Murphy von JPMorgan bemängelte, dass der Umsatz im vierten Geschäftsquartal die Erwartungen verfehlt habe und der Ausblick auf das laufende erste Geschäftsquartal enttäuschend sei.
Im vierten Geschäftsquartal erzielte Oracle einen Umsatz von 14,3 Milliarden US-Dollar, was einem Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. Dies lag jedoch unter den Erwartungen der Analysten. Im Bereich Cloud-Datencenter (IaaS) konnte Oracle ein deutliches Plus von 42 Prozent auf 2,0 Milliarden Dollar verzeichnen, was leicht über den Schätzungen lag. Bei den Cloudprogrammen zur Unternehmenssteuerung, wo Oracle direkt mit SAP konkurriert, fiel das Wachstum schwächer aus als erwartet.
Oracle-Chefin Safra Catz kündigte dank hoher Buchungen eine Beschleunigung des Wachstums an. Im neuen Geschäftsjahr soll der erwartete Schub bei KI-Anwendungen den Umsatz zweistellig steigen lassen. Im vierten Quartal habe das Unternehmen Verträge im Wert von über 12,5 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit KI-Technik abgeschlossen, sagte Catz.
Der Nettogewinn ging im Quartal um fünf Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar zurück, da Oracle im Vorjahr von Steuervergünstigungen profitiert hatte. Analyst Brent Thill von Jefferies erwartet, dass Oracle kurzfristig von der Zusammenarbeit mit Microsoft und Google profitieren wird. Dass Microsoft das KI-Sprachmodell ChatGPT auf der Cloud-Infrastruktur von Oracle trainiere, zeige, dass die KI-Angebote des Windows-Konzerns die eigenen technischen Möglichkeiten derzeit übersteigen. Längerfristig könnten jedoch eher Microsoft und Google profitieren, da sie nun auf Daten von Oracle zugreifen können.
Beeindruckt zeigte sich Thill auch von der starken Nachfrage nach den IT-Angeboten von Oracle. Der bereits gesicherte zukünftige Umsatz (Remaining Performance Obligation, RPO) stieg im vierten Geschäftsquartal um 44 Prozent. Von einem gesamten RPO von zuletzt 98 Milliarden US-Dollar entfielen allein 12,5 Milliarden Dollar auf 30 Aufträge im Zusammenhang mit KI.
Angesichts dieser Dynamik erhöhten Investmenthäuser wie UBS und die Bank of America ihre Kursziele für die Oracle-Aktie. Obwohl Oracle beim Umsatz einige Zielmarken verpasst habe, sei die KI-Story stark genug, um die Stimmung zu heben, so Keirstead von UBS. Er empfiehlt weiterhin den Kauf der Aktien.
Die Zuversicht in die Boom-Technologie Künstliche Intelligenz (KI) bescherte den Aktien von Oracle am Mittwoch ein Rekordhoch. Im NYSE-Handel gewannen die Oracle-Papiere 13,25 Prozent und schlossen bei 140,29 US-Dollar. Damit übertrafen sie ihr vorheriges Rekordhoch von Mitte März bei 132,77 US-Dollar deutlich. Die neue Bestmarke liegt nun bei 140,96 US-Dollar. Auch SAP profitierte von den Nachrichten des Konkurrenten und verzeichnete im DAX einen Anstieg von 3,42 Prozent auf 181,40 Euro.