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Ukraine verlegt Krieg ins russische Hinterland – Moskau unter Druck
Während die Front im Donbass stagniert, häufen sich ukrainische Angriffe tief im russischen Territorium. Kiew setzt damit auf eine Doppelstrategie: militärische Logistik schwächen und die innenpolitische Stabilität Moskaus untergraben.

Am Dienstag erschütterten Explosionen das Gelände des 47. Luftlandebataillons in der fernöstlichen Region Primorsk – mehr als 8.000 Kilometer von Kiew entfernt. Offiziell sprach Russland von einem „Zwischenfall mit Gasleitungen“. Der ukrainische Geheimdienst HUR reklamierte den Angriff jedoch als gezielte „Racheaktion“. Dem betroffenen Bataillon werden Kriegsverbrechen bei Kiew und die Exekution ukrainischer Kriegsgefangener vorgeworfen.
Die Attacke reiht sich ein in eine Serie spektakulärer Operationen der Ukraine. Bereits im Frühjahr hatte Kiew mit Drohnenschwärmen russische Langstreckenbomber auf einer sibirischen Basis zerstört, zuletzt Raffinerien getroffen und damit den Benzinpreis in Russland um 30 Prozent nach oben getrieben. Schätzungen zufolge sank die russische Treibstoffproduktion durch die Angriffe um rund 20 Prozent.
Gleichzeitig bleibt die Lage an der Front angespannt. Russlands Sommeroffensive brachte zwar Geländegewinne von etwa 500 Quadratkilometern monatlich, doch bei Pokrowsk konnte die Ukraine offenbar mehrere Einheiten einkesseln. Präsident Wladimir Putin hatte angekündigt, die Oblast Donezk bis Jahresende vollständig einzunehmen – realistisch ist das angesichts hoher Verluste kaum. Westliche Analysten verweisen darauf, dass Moskau seit November 2022 weniger als ein Prozent zusätzliches ukrainisches Territorium erobert hat.
Kiew meldet derweil Rückeroberungen in der Grenzregion Sumy und Erfolge bei Gegenangriffen. Doch die Regierung warnt zugleich vor neuen russischen Großoffensiven im Herbst. Für die Ukraine gilt daher: Jeder operative Erfolg verschafft nur kurze Atempause, ehe die nächste Welle an russischen Angriffen anrollt.






