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Russland fordert Gebietsabtretungen – Friedensgespräche in Istanbul enden ohne Fortschritt
Russland verlangt volle Kontrolle über besetzte Gebiete – Friedensgespräche bleiben ohne greifbares Ergebnis oder Waffenruhe.
Mit maximalen Forderungen und minimaler Aussicht auf Annäherung sind in Istanbul die ersten direkten Gespräche zwischen Russland und der Ukraine seit über drei Jahren zu Ende gegangen. Nach knapp zwei Stunden im Dolmabahce-Palast forderte die russische Delegation laut Verhandlungskreisen unter anderem die vollständige Anerkennung der annektierten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson – auch dort, wo Russland militärisch nicht vollständig die Kontrolle besitzt. Zudem verlangte Moskau erneut die internationale Anerkennung der 2014 völkerrechtswidrig einverleibten Krim.
Kiew lehnte dies erwartungsgemäß ab. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die russische Delegation bereits vor Beginn der Gespräche als „Farce“ bezeichnet. Die ukrainische Seite wurde von Verteidigungsminister Rustem Umerow geführt, die russische Delegation erneut von Wladimir Medinski – dem ehemaligen Chefunterhändler bei den gescheiterten Gesprächen 2022. Damals war ein Entwurf russischer Maximalforderungen auf breite Ablehnung gestoßen. Putin behauptet bis heute, Kiew habe diesem Vorschlag damals im Kern zugestimmt – eine Darstellung, die die Ukraine zurückweist.
Die Gespräche in der Türkei fanden unter Vermittlung von Außenminister Hakan Fidan statt, der betonte, dass dieses Treffen als Grundlage für einen direkten Austausch zwischen Putin und Selenskyj dienen solle. Dazu wird es vorerst nicht kommen. Moskau lehnt nach wie vor eine von der Ukraine und mehreren EU-Staaten geforderte 30-tägige Waffenruhe kategorisch ab.
Auch aus den USA kamen zurückhaltende Töne. Präsident Donald Trump erklärte am Rande seiner Nahostreise, er wolle Putin „so bald wie möglich“ treffen – ein Datum steht aber nicht fest. Außenminister Marco Rubio, der in Istanbul Gespräche mit europäischen Sicherheitsberatern führte, zeigte sich skeptisch: „Ein Durchbruch ist ohne ein direktes Treffen der Präsidenten unwahrscheinlich.“
Während in Istanbul verhandelt wurde, flogen erneut russische Drohnenangriffe auf Kiew und die Region Odessa. Die ukrainische Luftabwehr meldete über 110 Drohnen, mindestens drei Personen wurden verletzt. In Tirana nutzte Selenskyj das Treffen europäischer Regierungschefs, um auf die Notwendigkeit klarer Führungsentscheide hinzuweisen: „Wir wissen alle, wer in Russland die Entscheidungen trifft.“
Die NATO bleibt zurückhaltend. Generalsekretär Mark Rutte sprach in Tirana von einem „Fehler“, Putins Delegation so niedrig zu besetzen. Auch Großbritanniens Premier Keir Starmer warf Moskau vor, die Gespräche zu torpedieren: „Das ist kein Zeichen ernsthafter Verhandlungsbereitschaft.“
Washington will dennoch den Gesprächskanal offenhalten. Der Nationale Sicherheitsrat der USA hat der russischen Seite laut US-Angaben ein umfassendes Paket unterbreitet, das Sicherheitsgarantien für die Ukraine, ein Einfrieren der Frontlinie sowie Sanktionserleichterungen für Russland vorsieht – im Gegenzug für die Anerkennung ukrainischer Souveränität und eine verlässliche Waffenruhe. Doch Moskau zeigt bislang keine Bewegung. Die militärische Lage vor Ort – mit langsamen, aber stetigen Geländegewinnen Russlands – stärkt Putins Position.
Die Gespräche in Istanbul endeten ohne konkrete Ergebnisse. Und solange Russland auf vollständige Gebietsabtretungen pocht und keine Waffenruhe akzeptiert, bleibt ein diplomatischer Durchbruch unwahrscheinlich.






