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Historiker: Berliner Mohrenstraße könnte erneut umbenannt werden

Eulerpool News 30. Sept. 2025, 15:00

Die Umbenennung der Berliner Mohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße steht nach neuen historischen Erkenntnissen wieder zur Debatte. Der renommierte Sklavereiforscher Michael Zeuske erklärte gegenüber der Berliner Zeitung, Dokumente aus dem niederländischen Nationalarchiv zeigten, dass Amo nicht als Sklave nach Europa kam, sondern „zur Elite einer politischen Gemeinschaft“ gehörte, die selbst Sklaven hielt und an die Niederländer verkaufte.

Damit widerspricht Zeuske der gängigen Darstellung, Amo sei als versklavter Junge nach Europa verschleppt und später an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel verschenkt worden. Tatsächlich sei er laut den Dokumenten 1706 von seiner Familie bewusst nach Europa geschickt und von einem Offizier der Westindischen Kompanie begleitet worden – ein Indiz für seinen hohen sozialen Rang.

Zwar sei Amo laut Zeuske nicht aktiv am Sklavenhandel beteiligt gewesen, habe aber vermutlich „in einem Haus oder Palast gelebt, in dem Sklaven gehalten wurden“ – in afrikanischen Gesellschaften jener Zeit sei das „absolut normal“ gewesen.

Die Enthüllungen könnten juristische Folgen haben: Das Berliner Straßengesetz untersagt die Benennung nach Personen, die mit Kolonialismus oder Sklaverei in Verbindung stehen. Zeuske fordert daher eine Neubewertung der Entscheidung. Die Umbenennung war 2020 von einer grün-roten Mehrheit im Bezirk Mitte beschlossen worden.

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