Heizungsgesetz bleibt – und mit ihm ein Gerechtigkeitsproblem

Die Bundesregierung hält an der 65-Prozent-Regel fest. Für viele Eigentümer und Mieter wird die Wärmewende damit zum finanziellen Kraftakt – und zum Luxusprojekt für Gutverdiener.

6.10.2025, 20:00
Eulerpool News 6. Okt. 2025, 20:00

Klimapolitik mit sozialer Schieflage

Die große Reform bleibt aus: Paragraph 71 des Gebäudeenergiegesetzes, der beim Heizungstausch künftig einen Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energien vorschreibt, wird nicht gestrichen. Ab Mitte 2026 gilt die Vorgabe zunächst in Großstädten, zwei Jahre später flächendeckend. Für viele Haushalte bedeutet das Investitionen im fünfstelligen Bereich – und für einige schlicht: Es ist nicht machbar.

Während sich wohlhabende Eigentümer längst mit Wärmepumpen oder Solaranlagen eingedeckt haben, geraten Normalverdiener und Mieter zunehmend ins Hintertreffen. Laut KfW nutzen 50 Prozent der Top-Verdiener bereits mindestens eine „grüne Technologie“, bei den unteren Einkommensgruppen sind es nur 16 Prozent. Die soziale Kluft wächst – und mit ihr der Frust.

Klimaschutz wird zur Kostenfrage

Die anfängliche Euphorie für die Energiewende hat spürbar nachgelassen. Nur noch knapp 60 Prozent der Haushalte sind bereit, in neue Technologien zu investieren – der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung 2018. Viele Geringverdiener stehen unter massivem Kostendruck oder wohnen zur Miete, wo sie keinen Einfluss auf Heizsysteme oder Solaranlagen haben.

Gleichzeitig profitieren Eigentümer mit Solardächern doppelt: Sie sparen Energiekosten und kassieren Einspeisevergütungen – finanziert auch von Mietern, die selbst nichts davon haben. Damit droht ein Teufelskreis: Wer Geld hat, spart noch mehr. Wer keins hat, bleibt außen vor.

Ohne neue Lösungen droht der Vertrauensverlust

Trotz wachsender sozialer Spannungen zeigt die Politik bislang wenig Änderungswillen. Weder die Abschaffung der 65-Prozent-Regel noch tiefgreifende Reformen stehen zur Debatte. Verbände begrüßen diesen Kurs, einige drohen sogar mit Klagen, sollte die Regierung zurückrudern.

Doch der gesellschaftliche Rückhalt bröckelt. Ökonomen warnen, dass Klimapolitik ohne soziale Flankierung an Akzeptanz verlieren könnte. Förderprogramme, Mieterstrommodelle und flexible Zielvorgaben könnten helfen, die Wärmewende breiter abzusichern – doch bislang fehlt es an politischen Antworten.

Fazit: Die Energiewende im Gebäudesektor ist technisch machbar, aber sozial aus dem Gleichgewicht geraten. Solange Klimaschutz in erster Linie eine Frage des Geldbeutels bleibt, droht aus einem Gemeinschaftsprojekt ein Privileg für wenige zu werden.

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