Die Diskussionen über eine Neuausrichtung von OpenAI könnten weitreichende Folgen für die Partnerschaft mit Microsoft haben. Das Start-up, das kürzlich mit 150 Milliarden Dollar bewertet wurde, prüft laut Insidern, eine Klausel zu streichen, die Microsoft den Zugang zu seinen fortschrittlichsten Modellen nach Erreichung von Artificial General Intelligence (AGI) verwehren würde. Ziel ist es, zukünftige Milliardeninvestitionen zu sichern und den Zugang von Microsoft zu allen Technologien von OpenAI auch nach der AGI-Entwicklung zu garantieren.
Derzeit sieht die Unternehmensstruktur vor, dass im Fall der Erreichung von AGI – definiert als ein „hochautonomes System, das Menschen in den meisten wirtschaftlich wertvollen Tätigkeiten übertrifft“ – die Kontrolle über diese Technologie ausschließlich der gemeinnützigen Leitung von OpenAI unterliegt. Diese Regelung wurde eingeführt, um potenziellen Missbrauch der Technologie für kommerzielle Zwecke zu verhindern. Allerdings könnte die Klausel die Attraktivität weiterer Investitionen durch Microsoft, das bereits mehr als 13 Milliarden Dollar in OpenAI investiert hat, schmälern.
Die Entwicklung fortschrittlicher KI-Modelle erfordert enorme finanzielle Mittel. In einem Wettlauf mit Konkurrenten wie Google und Amazon ist OpenAI auf zusätzliche Kapitalzuflüsse angewiesen. „Als wir begonnen haben, hatten wir keine Vorstellung davon, dass wir ein Produktunternehmen werden oder so enorme Mittel benötigen würden“, sagte OpenAI-CEO Sam Altman bei einer Konferenz der New York Times. „Hätten wir das gewusst, hätten wir eine andere Struktur gewählt.“
OpenAI befindet sich derzeit in einem Umstrukturierungsprozess zu einer Public Benefit Corporation (PBC), was eine Abkehr von der ursprünglichen gemeinnützigen Ausrichtung bedeutet. Im Zuge dessen sollen die Vertragsbedingungen mit Investoren, einschließlich Microsoft, überarbeitet werden. Altman selbst könnte dabei erstmals direkte Eigenanteile am Unternehmen erhalten.
Die zunehmende Kommerzialisierung von OpenAI stößt auf Kritik. Elon Musk, ein früherer Mitgründer und Unterstützer des Start-ups, hat kürzlich rechtliche Schritte gegen OpenAI und Microsoft eingeleitet. Musk beschuldigt Altman und das Unternehmen, Investoren und Partner in „shakespearischem Ausmaß“ getäuscht zu haben.
Trotz der möglichen Umstrukturierung wird OpenAI weiterhin eine unabhängige gemeinnützige Organisation betreiben, die Zugang zu Forschung und Technologie erhält, jedoch ausschließlich dem Nutzen der Menschheit verpflichtet bleibt. Der Vorstandsvorsitzende von OpenAI, Bret Taylor, betonte, dass jede Restrukturierung sicherstellen werde, dass die gemeinnützige Entität „besteht, floriert und den vollen Wert ihres aktuellen Anteils am gewinnorientierten Teil von OpenAI erhält.“
Microsoft, das seit 2019 ein zentraler Partner von OpenAI ist, äußerte sich nicht zu den laufenden Verhandlungen. Die strategische Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen bleibt angesichts der unsicheren Zukunft der AGI-Klausel ein Schlüsselfaktor für beide Seiten.