AI
Führungskrise bei OpenAI: CTO-Abgang und Umstrukturierung unterstreichen Machtkonsolidierung von Sam Altman
Damit verliert das Unternehmen eine zentrale Figur seiner Technologieentwicklung, während es gleichzeitig eine neue strategische Richtung einschlägt
Nach den Turbulenzen im vergangenen Herbst, als der CEO Sam Altman kurzzeitig abgesetzt und dann wieder eingesetzt wurde, ist OpenAI noch immer mit den Folgen interner Spannungen konfrontiert. Am Mittwoch kündigte die langjährige CTO Mira Murati überraschend ihren Rücktritt an, begleitet von den ebenfalls hochrangigen Abgängen von Chief Research Officer Bob McGrew und Vice President of Research Barret Zoph. Die Entscheidung fiel so kurzfristig, dass Altman erst wenige Stunden vor der offiziellen Ankündigung informiert wurde.
Altmans Reaktion auf die plötzlichen Abgänge unterstreicht die bestehenden Brüche im Unternehmen: „Ich will nicht so tun, als wäre es normal, dass dies so abrupt passiert“, schrieb er auf X. Trotz der internen Unruhen bleibt das Unternehmen auf Expansionskurs. Der CEO setzt auf loyale Verbündete und stärkt seine Position, während OpenAI eine geplante Umstrukturierung von einem Non-Profit- zu einem for-Profit-Unternehmen vorantreibt.
Während die Details des Rücktritts von Murati und ihren Kollegen noch unklar sind, steht fest, dass OpenAI die Verantwortung für die technischen Bereiche auf bestehende Talente und neue Führungskräfte umverteilen wird. Mark Chen, bisher als Forschungsleiter tätig, übernimmt nun die Leitung der Forschungsabteilung, während Jakub Pachocki die Rolle des Chief Scientist innehat. Altman selbst soll künftig stärker in die technischen Prozesse involviert werden, um das Unternehmen im Wettbewerb mit Rivalen wie Google und Meta zu positionieren.
Parallel zu den personellen Veränderungen bestätigten Insider, dass Altman kürzlich Gespräche über die Möglichkeit geführt hat, selbst eine Beteiligung an OpenAI zu erwerben. Dies ist bemerkenswert, da Altman bisher bewusst auf Eigenkapitalanteile verzichtet hatte, um als neutraler Akteur in der Unternehmensführung wahrgenommen zu werden. Die Verhandlungen fallen in eine Phase, in der OpenAI versucht, mehr als 6 Milliarden US-Dollar bei einer Unternehmensbewertung von 150 Milliarden US-Dollar einzusammeln.
Mira Murati, die eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von OpenAI spielte, hinterlässt eine Lücke im Unternehmen. Ihr Abschied fällt in eine Zeit, in der OpenAI mit der Einführung des neuen o1-Modells einen technologischen Fortschritt verkündet hatte, der die Fähigkeit zur logischen Argumentation der KI-Systeme signifikant verbessern soll.
Für Altman stellt der Rücktritt Muratis jedoch auch eine Gelegenheit dar, das Unternehmen in eine klare strategische Richtung zu lenken. Mit neuen Führungskräften aus den Bereichen Produktentwicklung und Finanzen, wie Kevin Weil (Chief Product Officer) und Sarah Friar (Chief Financial Officer), verstärkt sich OpenAI zunehmend als technologiegetriebenes, aber kommerziell orientiertes Unternehmen. Diese Transformation steht im Einklang mit der Mission, künstliche Intelligenz für eine breite Anwendung nutzbar zu machen und gleichzeitig neue Einnahmequellen zu erschließen.
In der Belegschaft herrscht indes Unsicherheit über die neuen Prioritäten: „Sam hat immer betont, dass die Entwicklung von künstlicher Allgemeinintelligenz (AGI) das Ziel ist. Doch mehrere Kollegen äußern Bedenken, dass der Fokus sich zunehmend auf die Produktentwicklung verschiebt, während die Sicherheitsthematik in den Hintergrund tritt“, kommentierte ein ehemaliger Mitarbeiter.
Für OpenAI bleibt die Herausforderung, die Balance zwischen schneller Produktentwicklung und dem ethischen Umgang mit den potenziellen Risiken von AGI zu halten. Insbesondere in einer Zeit, in der das Unternehmen aufgrund seiner aggressiven Expansion und der jüngsten Machtverschiebungen genau beobachtet wird.
Mit Muratis Rücktritt ist Altman nun in der Lage, die Richtung von OpenAI nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Nur zwei Mitbegründer, er selbst und Wojciech Zaremba, sind noch aktiv im Unternehmen tätig, während Präsident Greg Brockman bis Ende des Jahres eine Auszeit nimmt. Analysten sehen darin eine signifikante Machtkonzentration bei Altman, die das Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt – sowohl intern als auch in seiner Positionierung im stark umkämpften KI-Markt.
Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen: OpenAI ist dabei, sich zu einem globalen Technologiekonzern mit klarer CEO-Dominanz zu wandeln – eine Entwicklung, die nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Investoren von hoher Relevanz ist.