Der TikTok-Eigentümer ByteDance hat sich als Vorreiter im Rennen um generative Künstliche Intelligenz (KI) in China etabliert. Mit gezieltem Abwerben führender KI-Talente von lokalen Konkurrenten wie Alibaba und einer massiven Investition in Nvidia-Grafikprozessoren hat das Unternehmen seine KI-Infrastruktur signifikant ausgebaut. Laut Brancheninsidern ist ByteDance inzwischen Nvidias größter Kunde in China und möglicherweise in ganz Asien.
ByteDance investiert Milliarden in die Entwicklung großer Sprachmodelle (LLMs) und KI-Produkte. Gründer Zhang Yiming, Chinas reichster Mann, treibt die KI-Strategie des Unternehmens persönlich voran. Seit 2021 hat ByteDance KI-Ingenieure von Rivalen abgeworben und Teams für Sprachmodelle aufgebaut. Parallel dazu hat das Unternehmen internationale Rechenzentren, unter anderem in Malaysia, ausgebaut, um Nvidia-Chips für den KI-Betrieb außerhalb Chinas zu nutzen.
ByteDance hat auch eigene KI-Chips entwickelt und dabei Talente von chinesischen Halbleiterfirmen rekrutiert. Die Bemühungen orientieren sich an Googles Tensor Processing Unit, um langfristig unabhängiger von Nvidia zu werden.
Das KI-Chatbot „Doubao“ von ByteDance, das im August 2023 eingeführt wurde, hat sich zur beliebtesten KI-Anwendung Chinas entwickelt. Mit 60 Millionen monatlich aktiven Nutzern übertrifft es die Konkurrenz wie Baidus „Ernie Bot“ deutlich. Der Erfolg von Doubao basiert auf seiner vielseitigen Funktionalität, darunter Such-, Übersetzungs- und Bildgenerierungsdienste. International hat ByteDance das Chatbot „Cici AI“ lanciert, das auf OpenAI-Modelle zurückgreift.
Trotz des Erfolgs birgt ByteDances KI-Strategie Risiken. Die Fokussierung auf Künstliche Allgemeine Intelligenz (AGI) könnte zu geopolitischer Kontrolle führen, insbesondere aus den USA. ByteDance hat eine Doppelstrategie entwickelt, um die Modelle für China und internationale Märkte parallel zu trainieren, jedoch auf getrennten Datensätzen.
ByteDance steht vor der Herausforderung, neue Wachstumsmotoren zu schaffen, da Douyin und TikTok in vielen Märkten gesättigt sind. Gründer Zhang bleibt überzeugt, dass KI der Schlüssel für die nächsten fünf Jahre ist. Kritiker verweisen jedoch auf frühere gescheiterte Projekte wie Gaming und Virtual Reality.