Die Energiewende in Deutschland steht vor immensen finanziellen Herausforderungen. Bis 2035 werden Investitionen in Höhe von 1,2 Billionen Euro notwendig sein, warnen Branchenverbände und fordern Unterstützung von der Bundesregierung.
Um den enormen Finanzbedarf zu decken, schlagen die Energie- und Wasserwirtschaft sowie die kommunalen Unternehmen die Einrichtung eines Fonds vor. Ein zentraler Bestandteil dieses Fonds soll eine Garantieübernahme durch den Staat sein, um Investitionen für private Kapitalgeber attraktiver zu machen, wie aus einem am Samstag veröffentlichten Konzeptpapier hervorgeht.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) erwarten bis 2030 Investitionen von 721 Milliarden Euro in die Energiewende in Deutschland. Diese Summe soll bis 2035 auf 1,2 Billionen Euro ansteigen. Die Gelder sind insbesondere für den Ausbau erneuerbarer Energien, den erforderlichen Aus- und Umbau der Strom-, Fernwärme- und Gasnetze, die Dekarbonisierung des Wärmesektors und den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft vorgesehen.
„Die erforderlichen Investitionen können nur gestemmt werden, wenn Energieunternehmen, Finanzwirtschaft und der Staat an einem Strang ziehen und alle Finanzierungsmöglichkeiten ausschöpfen“, erklärten die Verbände. Die Mobilisierung von privatem Kapital sei hierbei „von zentraler Bedeutung“.
Der vorgeschlagene Energiewende-Fonds soll zunächst ein Volumen von 30 bis 50 Milliarden Euro haben und mit wachsendem Bedarf größer werden. „Professionelle Fondsstrukturen sowie staatliche flankierende und risikominimierende Maßnahmen (wie finanzielle Garantien oder Bürgschaften durch Bund und Länder)“ sollen für attraktive Konditionen für Kapitalgeber sorgen.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae betonte, dass die Energiebranche bereits Milliarden in den Ausbau erneuerbarer Energien, Netze und Speicher investiere. In den kommenden Jahren werde der Finanzierungsbedarf noch erheblich steigen. „Dazu ist ein Mix aus verschiedenen Finanzierungsinstrumenten, aber auch flankierenden Maßnahmen des Staates notwendig.“
VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing erklärte, dass selbst kerngesunde und leistungsfähige Stadtwerke die hohen Investitionen, die sie in einem sehr kurzen Zeitraum tätigen müssen, kaum allein stemmen könnten. „Zudem dürfen wir die Preisbelastungen der Verbraucherinnen und Verbraucher nicht aus den Augen verlieren. Deshalb ist der Energiewendefonds so wichtig.“
Diese Initiative zeigt die Dringlichkeit und die enormen finanziellen Anforderungen der Energiewende, die nur durch gemeinsames Handeln von Staat und Privatwirtschaft bewältigt werden können.