Economics

EU bereitet Gegenzölle auf US-Waren vor – Airbus im Visier möglicher Eskalation

Brüssel stellt Gegenzölle auf Boeing & Co. in Aussicht, sollte Trump weiter auf ungleiche Handelsbedingungen pochen.

Eulerpool News 25. Juni 2025, 10:57

Die Europäische Union stellt sich auf neue Handelsspannungen mit den USA ein. Sollte Präsident Donald Trump wie erwartet einen Basistarif von 10 % auf EU-Güter beibehalten, will Brüssel mit gezielten Gegenzöllen reagieren – unter anderem auf Flugzeuge von Boeing Co. Dies geht aus Äußerungen mehrerer hochrangiger EU-Beamter hervor, die den zunehmenden Druck auf eine ausgewogene Einigung unterstreichen.

Aktuell laufen Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und Washington auf Hochtouren. Hintergrund ist ein Ultimatum: Sollte bis zum 9. Juli kein Durchbruch gelingen, könnten bestehende US-Zölle auf bis zu 50 % nahezu aller EU-Exporte in die USA steigen. Die EU schätzt, dass derzeit bereits rund 70 % ihrer Ausfuhren im Wert von 380 Milliarden Euro von US-Zöllen betroffen sind.

EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné betonte gegenüber Bloomberg, man sei bereit, in Schlüsselbereichen wie der Luftfahrtindustrie „auszugleichen und neu zu balancieren“, falls die USA an einem asymmetrischen Deal festhalten. „Airbus darf keiner unfairen Konkurrenz ausgesetzt werden“, sagte Séjourné. Die französische Flugzeugproduktion in Toulouse werde durch zusätzliche Importzölle klar benachteiligt – ein wirtschaftspolitischer Sprengsatz für Europas industrielle Schwergewichte.

Auch EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič äußerte sich am Montag in Berlin deutlich: Sollte kein faires Ergebnis erzielt werden, werde die Kommission „Rebalancing-Maßnahmen“ vorbereiten, um europäische Unternehmen und Beschäftigte zu schützen.

Einigkeit herrscht in Brüssel darüber, dass die USA selbst bei einer Einigung wesentliche Zölle beibehalten dürften – ähnlich wie im kürzlich abgeschlossenen Handelsabkommen mit Großbritannien, das ebenfalls einen pauschalen 10 %-Zoll aufrechterhält.

Die Liste möglicher EU-Gegenzölle ist breit gefächert. Bereits genehmigt sind Strafzölle auf US-Produkte im Wert von 21 Milliarden Euro – darunter Aluminium, Stahl, Sojabohnen, Geflügel und Motorräder, gezielt aus US-Staaten mit politischem Gewicht. Eine erweiterte Liste über weitere 95 Milliarden Euro an US-Waren liegt in Vorbereitung, darunter auch Medikamente, Halbleiter und Pharmazeutika – allesamt Sektoren, die von Trumps angekündigten „reciprocal tariffs“ betroffen wären.

Trotz der Eskalationsgefahr hofft Bundeskanzler Friedrich Merz noch auf eine Lösung bis Anfang Juli. „Falls nicht, sind wir vorbereitet“, sagte er am Dienstag im Bundestag. Die EU könne und werde ihre Interessen verteidigen.

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