Deutsche Industrie begrüßt Strafzölle auf chinesische E-Autos

12.6.2024, 12:12

Deutsche Industrie hält Strafzölle auf chinesische E-Autos für gerechtfertigt – Firmen klagen über Preisdruck aus China.

Eulerpool News 12. Juni 2024, 12:12

Eine Mehrheit der deutschen Industrieunternehmen hält Strafzölle auf chinesische Elektroautos für gerechtfertigt. Dies ergab eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), an der rund 800 Firmen aus den Bereichen Industrie und industrienahe Dienstleistungen teilnahmen.

Über 80 Prozent der Befragten bewerteten die Strafzölle als "gerechtfertigt" oder zumindest "teilweise gerechtfertigt" – vorausgesetzt, die EU-Kommission kommt zu dem Schluss, dass chinesische E-Autos unlautere Subventionen erhalten haben. Eine ähnliche Zustimmung gab es auch für Maßnahmen gegen den sensiblen Technologietransfer, insbesondere wenn Hochtechnologie von deutschen Firmen an das chinesische Militär abfließen könnte.

Noch in dieser Woche wird eine Entscheidung der EU-Kommission zu den Strafzöllen erwartet. Es gilt als sicher, dass die EU Zölle auf Elektroautos aus China verhängen wird, da die laufende Untersuchung klare Hinweise auf übermäßige Staatshilfen für chinesische Produzenten ergeben habe, wie es in der Kommission hieß. Die USA haben solche Strafzölle bereits beschlossen.

Trotz dieser breiten Zustimmung in der deutschen Industrie haben Spitzenmanager von BMW, Mercedes und Volkswagen vor den negativen Auswirkungen solcher Zölle gewarnt. Die deutschen Autohersteller erzielen in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, nach Schätzungen der Analysten der Bank HSBC 20 bis 23 Prozent ihrer Gewinne. Zudem stammen viele der in die EU importierten Autos aus China von europäischen Herstellern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich ebenfalls skeptisch zu den geplanten Strafzöllen. Obwohl China die EU wegen der Antisubventionsuntersuchung gerügt und bei einzelnen EU-Ländern Lobbyarbeit betrieben hat, bleibt unklar, wie die Volksrepublik auf die Einführung von Zöllen reagieren würde.

Die Umfrage des IW zeigt zudem, dass niedrige Preise chinesischer Konkurrenten nicht nur die Autoindustrie betreffen. Fast 80 Prozent der rund 350 befragten deutschen Unternehmen mit chinesischen Wettbewerbern gaben an, dass sie bei vergleichbaren Produkten preislich unterboten werden. Mehr als ein Drittel der Firmen berichten sogar, dass chinesische Wettbewerber ihre Produkte um mehr als 30 Prozent günstiger anbieten.

Der Konkurrenzdruck führt bei vielen Unternehmen zu Marktanteilsverlusten und Gewinneinbußen. Das IW-Institut stellte fest: „Ein hoher Anteil der Firmen sieht als Konsequenz auch Produktionskürzungen, Entlassungen und Verlagerungen.“ Rund die Hälfte der Industriefirmen mit Konkurrenz aus China plant deswegen Produktionskürzungen und Entlassungen. Fast ein Drittel plant eine Verlagerung ins kostengünstigere Ausland.

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