Economics

Chinas Konjunktur zeigt Erholung – doch schwache Beschäftigung und Deflation dämpfen Stimulus-Erwartungen

Trotz robuster Industrie- und Bautätigkeit bleibt Chinas Konjunktur von Deflation und schwacher Beschäftigung gebremst.

Eulerpool News 1. Juli 2025, 12:46

Chinas Industrie- und Bausektor verzeichneten im Juni die stärkste Dynamik des zweiten Quartals – dennoch bleiben Inflationsschwäche und anhaltend schlechte Beschäftigungszahlen ein Hemmschuh für das Wachstum. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie stieg leicht auf 49,7 Punkte, blieb aber unter der Wachstumsschwelle. Der Dienstleistungs- und Bausektor entwickelte sich hingegen stärker als erwartet.

Diese gemischte Datenlage bringt die Notenbank in eine strategische Zwickmühle. Während einige Marktteilnehmer auf weitere geldpolitische Lockerung hoffen, sprechen die jüngsten Kommentare der People’s Bank of China (PBOC) eher für Zurückhaltung. Analysten wie jene von Goldman Sachs erwarten zwar leichte Zinssenkungen und eine Reduzierung der Mindestreserve im vierten Quartal, doch der Tonfall der PBOC ist inzwischen deutlich weniger expansiv.

Die jüngsten Verbesserungen sind eng mit temporären Faktoren verknüpft: Ein 90-tägiger Zollfrieden mit den USA hat die Exporttätigkeit befeuert, chinesische Häfen verzeichneten Mitte Juni mit 6,7 Millionen TEU einen historischen Höchststand. Gleichzeitig stützten gezielte Konsumsubventionen und frühere Anleiheemissionen die Inlandsnachfrage, insbesondere im Infrastrukturbereich.

Doch unter der Oberfläche zeigen sich strukturelle Schwächen. Die Beschäftigung in der Industrie schrumpfte erneut, und die Preisdynamik bleibt schwach. Der Preisindex für Verkaufswerte sinkt weiterhin, auch wenn sich das Tempo des Rückgangs etwas verlangsamt hat. Mehr als die Hälfte der befragten Industriebranchen konnte sich zwar in Expansionszone behaupten, doch das reicht nicht aus, um nachhaltige Impulse für Konsum oder Investitionen zu erzeugen.

Die Unsicherheit über den künftigen Kurs der Wirtschaftspolitik bleibt hoch. Während Ökonomen wie Jacqueline Rong (BNP Paribas) eine Zinssenkung bereits im August erwarten, sehen andere wie Michelle Lam (Société Générale) einen möglichen Stimulus erst Ende des dritten Quartals – möglicherweise auch später. Morgan Stanley hält sogar ein zusätzliches fiskalisches Paket im Umfang von bis zu 1 Billion Yuan für denkbar, sollte sich das Wachstum merklich abschwächen.

Trotz dieser Debatten liegt die Wachstumsprognose mit erwarteten 4,5 % weiterhin unter dem offiziellen Ziel von „rund 5 %“. Entscheidend für Pekings weitere Schritte dürften daher nicht so sehr BIP-Zahlen sein, sondern vielmehr das Wiederaufleben von Preisdruck und Beschäftigung. Denn wie Raymond Yeung von ANZ betont: „Das Problem ist nicht das Wachstum – es sind Deflation und Arbeitslosigkeit.“

Die besten Investoren setzen auf Eulerpool

Favoriten unserer Leser