Volkswagen hat gemäß dem Lieferkettengesetz seinen ersten Jahresbericht vorgelegt und darin zwei Verstöße gegen die Menschenrechte offengelegt. Das Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang ist jedoch nicht Teil des Berichts.
Der schwerwiegendste Fall betraf einen mittelbaren Lieferanten, also den Zulieferer eines Zulieferers. Hier kam es zum Vorenthalten angemessenen Lohns, zur Lohnknechtschaft und zu Verstößen gegen den Arbeitsschutz. VW reagierte nach eigenen Angaben sofort und stellte den Missstand ab. Details hierzu wurden nicht genannt. Ein weiterer Verstoß betraf die Verwendung verbotener Chemikalien in Löschmitteln, auf den VW ebenfalls umgehend reagierte.
Trotz dieser Vorfälle stellt sich der Konzern insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Die beiden Verstöße seien die einzigen, die bei der Überprüfung der mehr als 60.000 Lieferanten in 90 Ländern gefunden wurden.
"Volkswagen legt offen dar, wo Verbesserungspotenziale bestehen und wie an diesen Stellen konkrete Maßnahmen umgesetzt werden", erklärte Kerstin Waltenberg, Menschenrechtsbeauftragte des Konzerns. "Wir bleiben aber bei der Analyse nicht stehen, sondern haben erste Maßnahmen in die Wege geleitet, um den Umgang mit den Risiken zu verbessern."
Das umstrittene Werk und die Teststrecke in Xinjiang fallen nach VW-Angaben nicht unter das Lieferkettengesetz, da sie von einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Hersteller SAIC betrieben werden. Ein VW-Sprecher erklärte gegenüber Reuters, dass man nur für Bereiche zur Verantwortung gezogen werden könne, die in eigener Kontrolle liegen. Zudem liefere das Gemeinschaftsunternehmen nichts an andere Konzerngesellschaften.
Der 2013 eröffnete Standort in Xinjiang steht wegen möglicher Menschenrechtsverstöße in der Kritik. Seit Februar verhandeln die Wolfsburger mit dem chinesischen Partner über die Zukunft des Standorts.
Im Februar hatte Human Rights Watch internationalen Autokonzernen vorgeworfen, sie würden das Ausmaß ihrer Verbindungen zu Zwangsarbeit in Xinjiang in ihren Aluminium-Lieferketten nicht kennen. VW betonte, man arbeite auch entlang der Lieferketten an der Einhaltung des Verhaltenskodex des Konzerns.
Uiguren, Angehörige anderer Minderheiten und Menschenrechtsorganisationen berichten seit Jahren, dass Hunderttausende Menschen in Xinjiang gegen ihren Willen in Umerziehungslager gesteckt, gefoltert und zu Zwangsarbeit gezwungen würden. Die chinesische Regierung bestreitet diese Vorwürfe.
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das 2023 in Kraft trat, verpflichtet größere Unternehmen, Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in der gesamten Produktion zu übernehmen und darüber jährlich Bericht zu erstatten. Ab 2024 gilt das Gesetz für Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Die EU hat in diesem Jahr ebenfalls ein Lieferkettengesetz beschlossen.