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Temasek zieht sich aus Frühphasen-Investments zurück – Milliardenverluste und Zinswende setzen Singapurs Staatsfonds unter Druck

Nach Milliardenverlusten und gestiegenen Zinsen drosselt Temasek direkte Frühphasen-Investments und fokussiert sich auf reifere Unternehmen.

Eulerpool News 5. Juni 2025, 15:40

Temasek, der 300 Mrd. US-Dollar schwere Staatsfonds Singapurs, fährt seine Investitionen in junge, unprofitable Start-ups drastisch zurück. Statt neuer Risikobeteiligungen setzt das Management künftig auf weniger, aber reifere Beteiligungen mit Börsenpotenzial – eine Reaktion auf enttäuschende Renditen, Marktverwerfungen und mehrere spektakuläre Fehlinvestitionen.

Laut Daten von Tracxn schrumpfte Temaseks Engagement in Frühphasenunternehmen von 4,4 Mrd. Dollar im Jahr 2021 auf lediglich 509 Mio. Dollar im vergangenen Jahr. In den ersten Monaten 2024 wurden bislang nur 70 Mio. Dollar zugesagt. Die Zahl der First-Round-Investments fiel parallel von 82 auf 11. Während die Direktbeteiligungen zurückgehen, bleibt Temasek über Venture-Capital-Fonds weiterhin im Start-up-Umfeld aktiv.

Zentraler Auslöser für den Strategiewechsel war eine Serie von Totalausfällen: Der prominenteste Fall war der Totalverlust von 275 Mio. Dollar durch das Engagement beim kollabierten Kryptoanbieter FTX. Der Fall zog eine interne Untersuchung und Gehaltskürzungen für verantwortliche Investmentmanager nach sich. Auch die Beteiligung am indonesischen Agritech-Start-up eFishery – zuletzt in die Schlagzeilen geraten wegen manipulierten Umsatzangaben – verlor rapide an Wert. Weitere gescheiterte Investments betrafen unter anderem das Biotechunternehmen Tessa Therapeutics und die Modeplattform Zilingo.

Parallel zu den internen Problemen machten externe Faktoren wie die globale Zinswende das Umfeld für Start-ups schwieriger: Günstiges Wachstumskapital wurde knapper, Börsengänge seltener. Eine Neubewertung im Portfolio war unausweichlich. Die Temasek-Führung konstatierte, dass die veränderten Finanzierungsbedingungen die Wahrscheinlichkeit von Exits erheblich mindern – und damit den Renditedruck auf das eigene Portfolio erhöhen.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr bis März 2024 erzielte Temasek lediglich eine Rendite von 2 Prozent – weit hinter dem S&P 500, der im selben Zeitraum um 28 Prozent zulegte. Im Vorjahr lag die Rendite sogar bei minus 5 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird die Frühphasenquote im Gesamtportfolio weiterhin auf maximal 6 Prozent gedeckelt. Rund die Hälfte davon entfällt auf indirekte Fondsbeteiligungen.

Temasek warnt selbst vor den inhärenten Risiken der Start-up-Welt, hält aber zugleich an der grundsätzlichen Bereitschaft fest, in ausgewählte Wachstumsunternehmen zu investieren. Erfolgreiche Beteiligungen wie Alibaba, Adyen oder DoorDash zeigen, dass sich der Mut zur Frühphase langfristig auszahlen kann – wenn die Auswahl stimmt. Doch der neue Kurs ist klar: Qualität vor Quantität, Risikobegrenzung vor Renditefantasie.

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