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Sparkassen trotzen Onlineboom – 420 Millionen Euro für Filialnetz trotz schrumpfender Kundennutzung

Sparkassen investieren 2025 massiv ins Filialnetz – trotz wachsender Digitalisierung und sinkender Nutzung durch Kunden.

Eulerpool News 21. Mai 2025, 11:38

420 Millionen Euro – so viel wollen Deutschlands Sparkassen im Jahr 2025 in ihr Filialnetz stecken. Allein in Bayern fließen laut Verbandspräsident Matthias Dießl rund 70 Millionen Euro in stationäre Geschäftsstellen. Rechnet man das auf Bundesebene hoch, ergibt sich eine Investitionsoffensive, die dem Sparkassentag in Nürnberg einen klaren inhaltlichen Anker gab: Präsenz statt Rückzug.

Trotz der hohen operativen Kosten, gerade im Vergleich zu Onlinebanken wie ING oder DKB, hält der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) an der Filialdichte fest. DSGV-Präsident Ulrich Reuter verteidigte den Kurs mit Nachdruck: „Jede Filiale ist Beweis dafür, dass es Sparkassen braucht.“ Nähe zu den Kundinnen und Kunden sei kein nettes Extra, sondern strategischer Pfeiler – auch im Sinne der kommunalen Trägerschaft.

Doch die Realität auf der Fläche sieht differenzierter aus. 2024 zählten die Sparkassen noch 6.700 personenbesetzte Filialen – ein Rückgang von rund 25 Prozent binnen fünf Jahren. Gleichzeitig stieg die Zahl der unbemannten Automatenstandorte leicht auf knapp 4.000. Die Mehrheit der Kunden nutzt längst auch die App oder Onlinebanking, dennoch pocht Reuter auf den Filialbetrieb – sofern die Nachfrage nicht völlig versiegt.

Für die Sparkassen bleibt die Filiale ein identitätsstiftendes Differenzierungsmerkmal gegenüber rein digitalen Wettbewerbern. Direktbanken und Fintechs setzen konsequent auf Effizienz, doch der DSGV will im Wettbewerb nicht nur verteidigen, sondern wachsen. Reuter stellte klar: „Wir wollen Marktanteile gewinnen.“ Angesichts neuer Player wie JP Morgan, die mit digitalen Angeboten in den deutschen Retailmarkt drängen, ist das mehr Kampfansage als Lippenbekenntnis.

Tatsächlich wirtschaften die Sparkassen solide. 2023 lag der Gewinn vor Steuern bei 7,3 Milliarden Euro, nachdem Rücklagen in Höhe von 8,3 Milliarden gebildet wurden. Im Vorjahr waren es sogar 17 Milliarden Euro Gewinn vor Reserven – eine robuste Basis, die Investitionen in die Fläche zumindest finanziell rechtfertigt.

Politisch eng vernetzt, zeigte sich der Sparkassentag mit rund 3.000 Teilnehmern als Bühne für kommunale Finanzakteure. Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) und Digitalminister Karsten Wildberger repräsentierten die Bundesregierung – jedoch in deutlich schlankerer Besetzung als bei früheren Ausgaben. Sparkassen bleiben politisch tief verankert. Dass sowohl Reuter als auch Dießl einst CSU-Landräte waren, ist da mehr als nur biografische Fußnote.

Die strategische Frage bleibt: Reichen lokale Nähe und starke Markenidentität, um sich in einem zunehmend digitalen Bankenmarkt behaupten zu können – oder finanziert man sich in eine nostalgische Sackgasse?

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