Post Office kämpft weiterhin um Vertrauen der Mitarbeiter: Nick Read gesteht Defizite ein

10.10.2024, 14:06

Trotz Entschädigungszahlungen und Sanierungsmaßnahmen kämpft die Post Office weiterhin mit Vertrauensverlust bei den Mitarbeitern.

Eulerpool News 10. Okt. 2024, 14:06

Die Post Office hat weiterhin Schwierigkeiten, das Vertrauen ihrer Mitarbeiter zurückzugewinnen, wie der scheidende CEO Nick Read zugab. Trotz umfangreicher Bemühungen berichten weiterhin zahlreiche Mitarbeiter von Problemen mit dem umstrittenen Horizon IT-System, das zwischen 2000 und 2014 zu zahlreichen Fehlurteilen geführt hat.

Read äußerte sich am Mittwoch vor der öffentlichen Untersuchung zu einem der größten Justizirrtümer in der britischen Geschichte. „Wir schaffen es offensichtlich nicht, alle zu erreichen“, sagte er. „Wir müssen noch mehr tun, um das Vertrauen der Postmasters, die die Filialen betreiben, zu gewinnen.“ Diese Aussage folgt auf eine Niederlage im August, bei der ein Richter in Washington feststellte, dass die Post Office ein Monopol im Bereich der Internetsuche innehatte und dieses durch unlautere Mittel gegen die Konkurrenz verteidigte.

Die öffentliche Untersuchung deckte auf, dass die fehlerhaften Daten des Horizon-Systems zur ungerechtfertigten Verurteilung von rund 555 Postmasters führten. Die Post Office einigte sich daraufhin auf eine Entschädigungszahlung von 58 Millionen Pfund. Trotz dieser Entschädigung und der angekündigten Sanierungsmaßnahmen bleibt das Vertrauen der Mitarbeiter gesunken.

Am Dienstag offenbarte eine YouGov-Umfrage, dass nahezu 70 Prozent der Postmasters seit 2020 unerklärliche finanzielle Fehlbeträge im Horizon-System erlebten. Viele mussten diese Defizite mit eigenen Mitteln ausgleichen, was die finanzielle Belastung der Mitarbeiter erheblich erhöhte. Read betonte, dass die Post Office nun daran arbeite, das Horizon-System vollständig zu ersetzen, um zukünftige Fehler zu vermeiden.

Die Beziehung zur Technologiepartnerfirma Fujitsu bleibt angespannt. Interne E-Mails, die der Untersuchung vorliegen, zeigen eine laufende Untersuchung der Polizei in London an einer Post Office-Filiale. Read versicherte, dass die Post Office zukünftig keine Postmasters mehr vor Gericht stellen werde, verspricht jedoch Kooperation mit den Behörden, auch wenn das Verhältnis zu Fujitsu „defensiv und misstrauisch“ bleibe.

Kritiker werfen Read vor, den Umgang mit der Krise unzureichend gehandhabt zu haben, insbesondere da er trotz der anhaltenden Probleme Bonuszahlungen akzeptierte, während die Betroffenen auf Entschädigungen warteten. In seinem Bericht zur Untersuchung erklärte Read, dass sein Arbeitsauftrag bei der Ernennung im September 2019 keine Klagen gegen die Post Office durch die Postmasters beinhaltete.

Die US-Regierung erwägt zudem, die Post Office gerichtlich zu zerschlagen, was die strukturellen Probleme des Unternehmens weiter verdeutlicht. Read räumte ein, dass der Restrukturierungsplan noch immer auf Kritik stößt, insbesondere hinsichtlich der Behandlung der Altaktionäre, die durch die Kapitalherabsetzung ohne Entschädigung benachteiligt wurden.

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