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Fusionspläne im Güterverkehr: Kunden warnen vor Preisdruck und Serviceabbau
US-Güterkunden kritisieren Union Pacifics geplanten Zusammenschluss mit Norfolk Southern wegen Wettbewerbsrisiken und drohender Engpässe.

Der geplante 250-Milliarden-Dollar-Megamerger zwischen Union Pacific (UP) und Norfolk Southern (NS) stößt auf massiven Widerstand von Kundenverbänden. Insgesamt sieben Vereinigungen von Güterkunden fordern von der Regulierungsbehörde Surface Transportation Board (STB), das Vorhaben zu blockieren oder mit strengen Auflagen zu versehen. Die Furcht: Ein transkontinentaler Bahn-Gigant könnte Preise diktieren und Servicequalität senken.
Mit dem Zusammenschluss entstünde das erste US-Schienennetz, das Güter durchgängig von der Pazifik- bis zur Atlantikküste transportieren kann. Gerade diese Reichweite ist für viele Kunden jedoch kein Argument für Zustimmung. Ann Warner, Lobbyistin für mehrere große Frachtkundenorganisationen, sprach von „überwältigendem Widerstand“ auf Kundenseite. Auch der Verband der Chemiedistributeure rief die STB dazu auf, das Geschäft zu untersagen. Präsident Eric Byer sagte: „Der Zusammenschluss würde Wall Street nutzen – aber zum Schaden des US-Mittelstands.“
In der Branche wächst zugleich die Sorge, dass eine Genehmigung des Deals eine Kettenreaktion auslöst. Besonders BNSF und CSX, die beiden anderen großen US-Bahngesellschaften, könnten sich zu einer Gegenfusion entschließen – mit dem Effekt, dass der Wettbewerb in einem ohnehin konsolidierten Markt weiter ausgehöhlt wird. Die Zahl der sogenannten Class-I-Railroads in den USA ist seit 1980 von rund 40 auf sechs gesunken. Vier davon agieren in den USA, zwei mit Hauptsitz in Kanada.
Union Pacific und Norfolk Southern verteidigen ihre Pläne. Der Zusammenschluss werde den Warenfluss effizienter machen, da bisherige Übergaben an Bahnknotenpunkten wie Chicago oder St. Louis entfallen würden. „Mehr als 100 Kunden haben sich bereits positiv zum Zusammenschluss geäußert“, hieß es in einer Stellungnahme.
Tatsächlich zeigen sich einzelne Logistikanbieter wie Hub Group oder die Intermodal Association of North America (IANA) offener für das Vorhaben. Gerade im zeitkritischen Containerverkehr könnten durchgehende Verbindungen operative Vorteile bringen. Dennoch bleibt die Skepsis in großen Teilen der Industrie hoch.
Das Prüfverfahren der STB dürfte sich über zwei Jahre hinziehen. UP und NS haben angekündigt, ihre formale Fusionsanfrage frühestens in sechs Monaten einzureichen. Bis dahin dürfte der politische und wirtschaftliche Druck weiter steigen.






