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EZB leitet Zinswende ein – Leitzinsen erstmals gesenkt

Handelswoche von europäischer Geldpolitik geprägt – EZB verkündet am Donnerstag ihre Leitzinsentscheidung.

Eulerpool News 7. Juni 2024, 17:40

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals nach fünf aufeinanderfolgenden Sitzungen die Leitzinsen gesenkt und damit die Zinswende eingeleitet. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde auf 4,25 Prozent gesenkt, während der Einlagezins nun bei 3,75 Prozent liegt, nach zuvor 4,0 Prozent.

Bereits im Vorfeld hatte EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel angedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt hoch sei, wenn die wirtschaftlichen Projektionen keine wesentliche Änderung zeigten. Trotz dieser Anpassung betonte EZB-Direktorin Isabel Schnabel, dass eine weitere Zinssenkung im Folgemonat nicht sicher sei und vorsichtige Ansätze verfolgt werden sollten.

Mit der erfolgten Leitzinssenkung werden Kredite billiger, was die Konjunktur ankurbeln könnte. Investitionen werden dadurch erleichtert, während das Sparen weniger attraktiv wird, da die Zinssätze für Einlagen sinken könnten. Besonders die deutsche Wirtschaft könnte von dieser Maßnahme profitieren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands stieg im ersten Quartal um 0,2 Prozent, was leicht unter dem EU-Durchschnitt von 0,3 Prozent liegt.

Die jüngsten Inflationsdaten der Eurozone erhöhten den Druck auf die EZB, Maßnahmen zu ergreifen. Die jährliche Inflationsrate stieg auf 2,6 Prozent, nach 2,4 Prozent im Vormonat, und lag damit höher als erwartet. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an.

Am Markt war die Zinssenkung bereits weitgehend erwartet worden. Der DAX, der im Vorfeld der Entscheidung um etwa 0,7 Prozent höher notierte, zeigte nach der Ankündigung kaum Veränderungen. Generell sind Zinssenkungen positiv für die Finanzmärkte, da sie die Finanzierungskosten für Unternehmen senken und die Gewinnaussichten verbessern, was sich positiv auf die Aktienkurse auswirken kann.

Die volkswirtschaftlichen Abteilungen der Euroraum-Zentralbanken haben ihre Inflationsprognosen für die Jahre 2024 und 2025 leicht angehoben. Die Experten rechnen nun mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,5 Prozent im Jahr 2024 und 2,2 Prozent im Jahr 2025. Die Wirtschaft des Euroraums wird Wachstumsraten von 0,9 Prozent im Jahr 2024 und 1,4 Prozent im Jahr 2025 prognostiziert.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass die Wachstumsrisiken kurzfristig ausgeglichen seien, längerfristig jedoch die Gefahr bestehe, dass die Prognosen zu optimistisch seien. Sie betonte, dass die EZB weiterhin auf ausreichend relevante Daten angewiesen sei, um zukünftige Entscheidungen zu treffen.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bewertete die Zinssenkung positiv. „Die Zinssenkung der EZB ist eine positive Nachricht für die Wirtschaft“, erklärte er über den Kurznachrichtendienst X. Er betonte, dass die Bekämpfung der Inflation erfolgreich sei, wenn die Geldpolitik der EZB von einer stabilitätsorientierten Fiskalpolitik unterstützt werde. „Da lassen wir nicht nach – die Schuldenbremse ist eine Inflationsbremse“, so Lindner.

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