Bayer hat seit Beginn seiner Restrukturierung mehr als jeden zehnten Arbeitsplatz gestrichen. Der Konzern bezifferte die Zahl der Vollzeitstellen im aktuellen Quartal auf 89.600 – ein Rückgang um über 11.000 seit Anfang 2023. Der Großteil der Kürzungen entfiel auf Management- und Verwaltungsfunktionen in der Zentrale und internationalen Tochtergesellschaften.
CEO Bill Anderson, dessen Vertrag kürzlich bis 2029 verlängert wurde, kündigte am Mittwoch weitere Stellenstreichungen innerhalb der kommenden 18 Monate an, nannte aber bewusst keine Zielzahl. Er begründete die Maßnahmen mit dem Ziel, Entscheidungswege radikal zu verkürzen und Hierarchien abzubauen.
Trotz der tiefgreifenden Umstrukturierung hob Bayer seine Jahresprognose an. Grund dafür war die stärkere Nachfrage nach Schlüsselmedikamenten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea, die im zweiten Quartal die Erwartungen übertrafen.
Auf der anderen Seite belastet das Agrargeschäft weiterhin die Bilanz. Der Bereich Crop Science leidet unter rückläufigen Preisen für glyphosathaltige Unkrautvernichter sowie Fungizide – bei gleichzeitig steigender Konkurrenz durch Generikahersteller. Hinzu kommen neue Rechtskosten im Zusammenhang mit dem Monsanto-Erbe.
Insgesamt erhöhte Bayer die Rückstellungen für Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten auf 6,3 Milliarden Euro. Allein im aktuellen Quartal wurden weitere 1,2 Milliarden Euro für potenzielle juristische Risiken eingeplant. Zwar konnte in den USA eine neue Vergleichsvereinbarung erzielt werden, doch sind weiterhin rund 61.000 Klagen anhängig. Bayer weist den Krebsvorwurf zurück und verweist auf Zulassungen von Aufsichtsbehörden in der EU und den USA.
Eine endgültige Entscheidung des Supreme Court erwartet das Unternehmen 2026. Anderson schloss einen Rückzug aus der Glyphosat-Produktion nicht aus. „Alles bleibt auf dem Tisch“, so der Vorstandschef.
Ein unerwarteter Gewinnbeitrag kam aus dem Fußball: Transfererlöse von Bayer 04 Leverkusen – insbesondere der Verkauf von Florian Wirtz an den FC Liverpool – sorgten für einen positiven Effekt im operativen Ergebnis. Damit konnten unter anderem höhere Aufwendungen für variable Mitarbeitervergütung und negative Währungseinflüsse teilweise abgefedert werden.
Trotz solider Quartalszahlen sank die Bayer-Aktie am Mittwoch um über fünf Prozent. Auf Jahressicht liegt sie dennoch mehr als 30 Prozent im Plus.







