Gipfelsturm einer Ikone: Die Geschichte der Lhakpa Sherpa

  • Dokumentation 'Mountain Queen' erzählt die Lebensgeschichte von Lhakpa Sherpa.
  • Lhakpa Sherpa bezwang den Mount Everest zehnmal und lebt nun in Connecticut.

Eulerpool News·

Im gesättigten Angebot von Netflix, direkt zwischen zahllosen Serienhits und Spielfilmproduktionen, wartet ein unerwartetes Juwel: Die bewundernswerte Dokumentation „Mountain Queen“. Diese Produktion erzählt die beispiellose Lebensgeschichte von Lhakpa Sherpa, einer mittelalterlichen nepalesischen Frau, die mittlerweile weit entfernt von den Gipfeln des Himalayas in einem Whole Foods in West Hartford, Connecticut, arbeitet. Lhakpa Sherpa hat den Mount Everest nun schon zehnmal bezwungen – öfter als jede andere Frau. Ihr bemerkenswerter Aufstieg vom Leben in einem abgelegenen Dorf bis zur Eroberung der höchsten Bergspitze der Welt wird in dieser filmischen Hommage eindrucksvoll dargestellt. In ihrem Geburtsdorf hatten die Einheimischen bereits in den 1980er Jahren den Gipfel des Chomolungma („Gott und Mutter“) bestaunt, während der Boom des Elitenbergsteigens die Himalayas transformierte. Der britischen Regisseurin Lucy Walker gelingt abermals eine packende Erzählung vor atemberaubender Kulisse. Bereits mit der Dokumentation „Blindsight“, die sie 2006 veröffentlichte, erhielt sie Anerkennung für ihre einfühlsame Darstellung blinder tibetischer Jugendlicher, die ihre eigenen Himalaya-Abenteuer bestreiten. Auch in „Mountain Queen“ zeigt Walker ein herausragendes Gespür für das Erzählen authentischer und tiefgründiger Geschichten. Der Film thematisiert die wirtschaftliche Realität des Kletterns und beleuchtet Lhakpa Sherpas Anfänge als Lastenträgerin, eine Rolle, für die sie sich durch das Abschneiden ihrer Haare und die Täuschung als Junge qualifizierte. Walker schafft es, Sherpas kraftvolle und charismatische Erzählweise optimal in Szene zu setzen, sodass ihr lebendiger Englischgebrauch einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Auch die Schattenseiten ihres Lebens werden nicht ausgeklammert: Die Ehe mit dem berüchtigten Kletterer George Dijmarescu und dessen häusliche Gewalt wird sensibel, aber eindrucksvoll aufgearbeitet, ohne dass dies die bewundernswerte Leistung von Sherpa in den Hintergrund drängt. Kleine Schwächen weist der Film in inszenierten emotionalen Gesprächen mit ihren Töchtern Sunny und Shiny Dijmarescu auf, die an Reality-TV erinnern. Dennoch kann „Mountain Queen“ mit einer fesselnden Mischung aus Authentizität und Tiefe punkten. Aus der Geschichte Lhakpa Sherpas wird eine inspirierende Dokumentation, die trotz ihrer Bescheidenheit auf dem Bildschirm den Geist einer epischen Erzählung in sich trägt.
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