Frankfurter Buchmesse 2023: Archipel der Emotionen und literarische Visionen

Die Frankfurter Buchmesse öffnet ihre Tore, eingerahmt von einem emotionalen Spannungsbogen, der von weltpolitischen Sorgen bis hin zu literarischem Enthusiasmus reicht. Die Philippinen, als diesjähriger Ehrengast, bieten ihren Besuchern im Gastlandpavillon einen warmherzigen Empfang voller kultureller Vielfalt. In einem aus Bambus, Muscheln und Ananasgewebe gestalteten Pavillon erleben die Gäste ein literarisches Fest auf sechs symbolischen 'Inseln'. Das Thema 'Fantasie beseelt die Luft' lädt ein, die eindrucksreiche Vielfalt von 134 indigenen Sprachen zu entdecken. Doch die Messe steht nicht nur im Zeichen der Freude: Die aktuelle politische Lage, ebenso wie technologische Herausforderungen, prägen die Diskussionen. Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa gehört zu den Delegierten, allerdings sagten einige Autoren ihre Teilnahme aus Protest gegen die deutsche Haltung im Gaza-Konflikt ab. Das Gremium setzt sich für Dialoge ein, die in polarisierten Zeiten weitreichend und notwendig sind. Juergen Boos, Direktor der Buchmesse, betont die politische Bedeutung der Völkerverständigung und der verbindenden Kraft der Literatur. Ein weiteres Augenmerk liegt auf den Herausforderungen der digitalen Welt. Karin Schmidt-Friderichs, bald scheidende Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, warnt vor der Aushöhlung der Demokratie durch unkontrollierte Künstliche Intelligenz und die Verantwortungslosigkeit großer Plattformen. Sie führt aus, dass der Verbraucherschutz im digitalen Raum dramatisch hinterherhinkt und plädiert für mehr Verantwortungsbewusstsein. Die Literatur beweist sich auch als Medium der Hoffnung und Provokation. Die junge Autorin Nora Haddada, die kurzfristig den Platz des erkrankten Literaturnobelpreisträgers László Krasznahorkai einnahm, beschreibt die gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Generation und ermutigt, die Literatur als Werkzeug des Widerstands zu nutzen. Die weltweit größte Bücherschau, zu der über 1.000 Autoren und Sprecher sowie mehr als 7.000 Journalisten erwartet werden, bietet bis zum Sonntag ein facettenreiches Programm. Den Abschluss bildet die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Karl Schlögel. Ein kulturelles Großereignis, das zu Recht ein hohes Besucheraufkommen erwartet.