De Beers, ein Name, der jahrzehntelang mit Luxus und Unvergänglichkeit gleichgesetzt wurde, steht vor seiner größten Herausforderung seit der Finanzkrise 2008. Mit Diamanten im Wert von rund 2 Milliarden US-Dollar im Lager hat das Unternehmen eine alarmierende Grenze erreicht – eine stille Anklage an den Zustand des globalen Diamantenmarkts.
„Es war ein schlechtes Jahr für den Verkauf von Rohdiamanten“, räumt De Beers-CEO Al Cook ein. Eine Aussage, die das Ausmaß der Probleme nur oberflächlich beschreibt.
Die chinesische Flaute – Ein stiller Kollaps
China, einst ein Motor für den globalen Diamantenmarkt, hat sich zur Achillesferse der Branche entwickelt. Die Nachfrage nach Diamanten ist eingebrochen, eine Folge ausbleibender Hochzeiten während der Pandemie und einer generellen wirtschaftlichen Verunsicherung. In einer bizarren Wendung exportieren chinesische Juweliere mittlerweile polierte Diamanten, um ihre eigenen Lagerbestände zu reduzieren – ein untrügliches Zeichen der Krise.
Lab-grown Diamanten: Billiger Glanz mit großer Wirkung
Parallel dazu wächst die Bedrohung durch lab-grown Diamanten. Diese künstlichen Alternativen kosten etwa ein Zwanzigstel eines natürlichen Diamanten, während sie optisch kaum zu unterscheiden sind. Besonders in den USA, dem weltweit größten Markt, gewinnen die günstigeren Alternativen rapide an Beliebtheit.
Die Folge? Ein massiver Druck auf die Preisgestaltung und eine grundsätzliche Frage, die immer lauter wird: Können natürliche Diamanten weiterhin ihren Premiumstatus rechtfertigen?
Ein Konzern in der Transformation
Die Krise trifft De Beers in einer Phase des Umbruchs. Mutterkonzern Anglo American plant, das Unternehmen abzustoßen – entweder durch einen Verkauf oder einen Börsengang. Doch wie attraktiv ist ein Unternehmen, dessen Kernmarkt schwächelt? Anglo-CEO Duncan Wanblad gibt sich vorsichtig: „Die Veräußerung könnte durch die schwache Marktlage erschwert werden.“
Trotzdem blickt De Beers nach vorne. Mit einer aggressiven Marketingkampagne für „natürliche Diamanten“ und Plänen, das globale Netzwerk von Einzelhandelsgeschäften von 40 auf 100 zu erweitern, versucht das Unternehmen, seine Position zu festigen. „Es fühlt sich an wie der richtige Zeitpunkt, um Marketing in den Vordergrund zu stellen“, sagt Cook. Das Ziel: Das Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen.
Ein Hoffnungsschimmer am Horizont?
Cook zeigt sich verhalten optimistisch: „Wir sehen erste Anzeichen einer Erholung, besonders in den USA.“ Kreditkartendaten deuten auf eine leichte Zunahme von Schmuck- und Uhrenkäufen hin. Auch Analysten wie Paul Zimnisky prognostizieren für 2025 ein Wachstum des globalen Diamantenschmuckmarkts um 6 Prozent auf 84 Milliarden US-Dollar.