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Aufdeckung von Steuerbetrug: Methoden und Strategien der Finanzbeamten
Die Finanzbehörden intensivieren ihre Kontoabfragen signifikant, um Steuerbetrug aufzudecken. Die Beamten nutzen dabei zehn spezifische Methoden, um Betrüger zu entlarven, unterstützt durch ihre weitreichenden Befugnisse.

Finanzbehörden rüsten auf: Die Vorgehensweise bei der Aufdeckung von Steuerbetrug hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Um die Täter zu entlarven, haben die Beamten weitreichende Befugnisse. Insgesamt zehn Methodennutzen sie, um an Informationen zu gelangen und Steuerhinterzieher zu entlarven.
Dabei lässt das Bankgeheimnis, das lange Zeit als wichtiges Element zum Schutz der Privatsphäre galt, immer mehr an Bedeutung verlieren. Eine Untersuchung der Lohnsteuerhilfe Bayern zeigt, dass die Zahl der Kontoabfragen seit 2010 um das 24-Fache gestiegen ist.
Im Jahr 2022 wurden allein in Deutschland rund 1,42 Millionen Kontoabfragen unternommen, wovon in jedem fünften Fall die Daten an das Finanzamt weitergeleitet wurden. Eine solche Abfrage ist erlaubt, wenn es um die Überprüfung von Angaben in der Steuererklärung geht, um eine Steuerstraftat aufzuklären. Jedoch müssen die Betroffenen über den Datenabruf informiert werden, sofern dies für die Ermittlungen nicht hinderlich ist.
In anderen Fällen können die Finanzbeamten unbemerkt Nachforschungen anstellen, um Steuerhinterzieher aufzuspüren. Das Handelsblatt erklärt, wie dieses ausgeklügelte System funktioniert und wie die Arbeit der Steuerfahnder auch bei Privatpersonen Früchte trägt.
Im Jahr 2021 konnten sie dank ihrer Ermittlungen Steuerbescheide in Höhe von 354 Millionen Euro nachfordern. Doch gemessen an den geschätzten 50 Milliarden Euro an hinterzogenen Steuern bleibt wohl noch einiges unentdeckt.
Um Steuerhinterziehung aufzudecken, durchläuft jede Steuererklärung das elektronische Risikomanagementsystem, welches die Angaben mit vorliegendem Kontrollmaterial abgleicht und bewertet. Dabei greifen die Finanzbehörden auf verschiedene Informationsquellen zurück, über die die Betroffenen oft nicht vollständig informiert sind.
Fachanwalt für Steuerrecht Frank Rozanski verdeutlicht: "Steuerpflichtige haben nahezu keine Chance, herauszufinden, was das Finanzamt alles über sie weiß." Die Beamten haben zehn Möglichkeiten, an Informationen zu kommen, um Steuerbetrug aufzudecken. Dazu gehört unter anderem die Prüfung von Sozialversicherungsangaben, die Meldung von Lohnersatzleistungen durch den Arbeitgeber und die Überprüfung von Daten aus Betriebsprüfungen.
Zudem können anonyme Hinweisgeber und Notare wichtige Informationen liefern. Auch Bankdaten werden oft über Kontoabfragen untersucht, wobei stets ein Anlass vorliegen muss, und das Finanzamt kann auf Meldedaten und Informationen über illegale Steuersparmodelle zurückgreifen.
Die Verwendung von Datenbanken und Informationsquellen ist für die Finanzbehörden unerlässlich, um effektiv gegen Steuerbetrug vorzugehen. Wie Finanzdirektor Philipp von Dreusche erklärt, nutzen sie diese Methoden, um konsequent gegen Steuerhinterziehung vorzugehen.
Für die Betroffenen bedeutet dies, dass sie umsichtig und korrekt bei der Angabe von Einkünften in der Steuererklärung sein sollten, um unliebsame Konsequenzen und ein mögliches Verfahren wegen versuchter Steuerhinterziehung zu vermeiden.
Steuerschulden nach dem Tod eines Steuerpflichtigen können wie ein Schatten auf die Hinterbliebenen fallen. Denn mit dem Ableben endet auch das Bankgeheimnis, erklärt Steuerexperte Thomas Eigenthaler in einem Interview mit der Financial Times Deutschland. Somit sind Banken dazu verpflichtet, dem Finanzamt Kontrollmitteilungen über den Kontostand der verstorbenen Person zu übermitteln. Dabei können auch unentdeckte Steuerverbindlichkeiten ans Licht kommen, wie in dem Fall einer Rentnerin, die versehentlich steuerpflichtig wurde, aber nie eine Steuererklärung abgab.
In anderen Fällen kann unversteuertes Geld im Ausland auftauchen, welches ebenfalls Teil des Nachlasses ist und von den Erben beglichen werden muss. Doch Vorsicht ist geboten, denn auch Erben können für eine Steuerhinterziehung belangt werden, warnt Eigenthaler.
Auch im Ausland wird es immer schwieriger, unversteuertes Geld zu verstecken. Früher griffen die Behörden auf Daten-CDs mit Informationen zu Schwarzgeldkonten zurück, aber mittlerweile findet ein automatischer Konteninformationsaustausch zwischen Deutschland und 119 Ländern statt. Dabei müssen ausländische Geldinstitute jährlich die Kontostände ihrer deutschen Kunden dem Bundeszentralamt für Steuern melden. Somit liegt den Beamten hierzulande auch dieses Material vor.
Doch nicht nur Banken sind verpflichtet, Daten an die Steuerbehörden zu übermitteln. Auch Plattformen wie Ebay, Airbnb, Vinted oder Viagogo melden Transaktionsdaten einmal im Jahr. Wer über diese Plattformen Gewinne erzielt, muss diese in seiner Steuererklärung angeben.
In Fällen, in denen es keinen automatischen Datenaustausch gibt, können die Finanzbehörden ein Sammelauskunftsersuchen an ein Unternehmen richten. Ein aktuelles Beispiel ist Nordrhein-Westfalen, welches bei der Kryptobörse Bitcoin.de Transaktionsdaten von rund 4000 Bitcoin-Tradern angefordert hat, um mögliche Einkünfte aus Kryptogeschäften zu überprüfen.
Doch auch eigene Recherchen des Finanzamts können zur Aufdeckung von Steuerhinterziehung beitragen. So werden beispielsweise Anzeigen für "diskrete" Handwerkerleistungen oder Verkäufe im gewerblichen Umfang auf Handelsplattformen im Internet genau unter die Lupe genommen. Ein bekanntes Beispiel ist der Steuerfall Steffi Graf, bei dem eine Finanzbeamtin in einer Frauenzeitschrift aufdeckte, dass Graf Einnahmen nicht deklariert hatte, welche sie durch Werbung erzielt hatte, erklärt Eigenthaler.
Die Zeiten, in denen man Steuerhinterziehung unentdeckt begehen konnte, sind vorbei. Dank fortschrittlicher technischer Möglichkeiten und internationalen Vereinbarungen ist es für das Finanzamt immer schwieriger geworden, unerklärtes Einkommen zu verschleiern. Es bleibt daher jedem Steuerpflichtigen nur zu raten, seine Pflichten ernst zu nehmen und seine Steuern korrekt zu entrichten. Denn früher oder später werden auch die hartnäckigsten Versteckspiele aufgedeckt.