Sonos, der US-amerikanische Hersteller von Premium-Soundsystemen, hat im vergangenen Jahr durch eine fehlerhafte Smartphone-App einen Umsatzverlust von 100 Millionen Dollar erlitten – knapp ein Zehntel des Gesamtumsatzes. Die misslungene Software-Aktualisierung, die im Mai 2023 veröffentlicht wurde, sorgte für erhebliche Störungen bei der Nutzung der vernetzten Lautsprecher und Heimkinosysteme. Die Folgen waren gravierend: Neben einem deutlichen Vertrauensverlust bei den Kunden kostete das Debakel CEO Patrick Spence seinen Posten.
Die Situation zeigt die Risiken, die entstehen, wenn traditionelle Hardware-Unternehmen auf Software setzen, um sich als Tech-Firmen neu zu positionieren. Sonos, vor 20 Jahren von Ingenieurstudenten in Kalifornien gegründet und seit 2018 börsennotiert, verdankt seinen Erfolg nicht nur hochwertiger Hardware, sondern vor allem einer reibungslosen digitalen Steuerung. Der Ausfall der App hat diese Kernkompetenz in Frage gestellt und das Unternehmen in eine strategische Zwickmühle gebracht.
Sonos setzt stark auf Kundenbindung: 44 Prozent der im letzten Geschäftsjahr verkauften Produkte gingen an bestehende Haushalte. Insgesamt gibt es weltweit 16 Millionen registrierte Nutzerkonten, aber über 45 Millionen verbundene Geräte. Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass Kunden ihr System stetig erweitern – ein Modell, das nun ins Wanken geraten könnte.
Auch für Investoren ist Sonos eine Herausforderung. Nach einem Umsatzhoch von fast 1,8 Milliarden Dollar im Jahr 2022 sind die Aktien seit dem Pandemie-Boom 2021 um zwei Drittel gefallen. Dennoch liegt der Unternehmenswert mit 1,6 Milliarden Dollar laut Morgan Stanley bei einem hohen 14-fachen des geschätzten EBITDA für 2026. Die Quartalszahlen am Donnerstag dürften Aufschluss darüber geben, ob und wie Sonos sich von diesem Rückschlag erholen kann.
Das Beispiel verdeutlicht eine größere strukturelle Gefahr: Software ist längst das Rückgrat moderner Unternehmen – und ihre Achillesferse zugleich. Die zunehmende Vernetzung macht Produkte nicht nur leistungsfähiger, sondern auch anfälliger für Fehler im Code. Bei Lautsprechern bleibt ein technisches Problem ärgerlich, aber verkraftbar. Doch in Branchen wie Elektromobilität, Energieversorgung oder Medizintechnik sind Softwareausfälle potenziell katastrophal. Sonos liefert eine eindringliche Warnung: Wer in vernetzte Technologien investiert, investiert auch in das Risiko digitaler Fehler.