Drama in Delaware: Wer hat Recht im Streit um die Zukunft der Chips?
Es klingt wie das Drehbuch eines Hollywood-Thrillers, doch die Bühne ist das Bundesgericht in Wilmington, Delaware. Hier stehen sich zwei der mächtigsten Player der Halbleiterindustrie gegenüber: Qualcomm und Arm Holdings. Der Ausgang dieses Rechtsstreits könnte die Regeln für Lizenzverträge in der gesamten Tech-Welt neu definieren.
Im Mittelpunkt des Konflikts steht ein Lizenzabkommen, das bis 2033 laufen sollte – zumindest wenn es nach Qualcomm-CEO Cristiano Amon geht. Doch Arm behauptet das Gegenteil: Die Lizenz, die Qualcomm durch die Übernahme des Chip-Startups Nuvia für 1,4 Milliarden Dollar erworben hat, sei ungültig und hätte neu verhandelt werden müssen.
Der Showdown: Wer täuscht hier wen?
Cristiano Amon, seit 2021 Chef von Qualcomm, warf Arm vor, bewusst Unsicherheit bei Qualcomm-Kunden geschürt zu haben. Besonders betroffen: der Smartphone-Riese Samsung, der auf Qualcomm-Chips setzt. Arm habe fälschlicherweise behauptet, die Lizenz würde bereits 2025 auslaufen. „Das war weder gut für Qualcomm, unsere Kunden noch für Arm selbst,“ erklärte Amon vor Gericht – eine Aussage, die nicht nur Samsung, sondern auch andere Tech-Giganten aufhorchen lässt.
Diese „Unsicherheit“ bedrohe nicht nur bestehende Geschäftsbeziehungen, sondern gefährde die gesamte Chip-Lieferkette. Schließlich basiert ein Großteil der weltweit eingesetzten Elektronik auf der Technologie dieser beiden Unternehmen.
Lizenzrecht oder Zerstörungswut?
Doch damit nicht genug: Arm fordert, dass Qualcomm alle durch die Nuvia-Übernahme gewonnenen Innovationen vernichtet – ein beispielloser Schritt in der Tech-Branche. Für Amon ist diese Forderung schlicht „ungeheuerlich“. Schließlich habe Qualcomm die Rechte an den Technologien bereits bezahlt. Der Prozess dreht sich also um eine zentrale Frage: Musste Qualcomm Arm tatsächlich um Erlaubnis bitten, um die Nuvia-Technologien zu nutzen?
Was auf dem Spiel steht
Für Qualcomm geht es um viel mehr als nur einen Streit mit Arm. Die Nuvia-Technologie ist ein Schlüsselbaustein in Qualcomms Strategie, den Markt für Computerprozessoren zu erobern – ein Gebiet, das bislang von Intel und AMD dominiert wird. Verliert Qualcomm diesen Prozess, könnte das Unternehmen nicht nur seine Investitionen in Nuvia abschreiben, sondern auch seine Position in der Chipindustrie gefährden.
Analysten wie Jim McGregor von Tirias Research sehen weitreichende Konsequenzen: Der Ausgang des Prozesses könnte nicht nur Lizenzverträge, sondern auch das Fundament des geistigen Eigentums in der Tech-Branche neu definieren.
David gegen Goliath – oder doch Goliath gegen Goliath?
Arm, dessen Mehrheitseigentümer der japanische SoftBank-Konzern ist, setzt derweil alles daran, die Kontrolle über seine Technologie zu behalten. Der Prozess zeigt: Selbst jahrzehntelange Partnerschaften wie die zwischen Qualcomm und Arm können in einer Branche, die von Innovation und Wettbewerb geprägt ist, schnell zu erbitterten Rivalitäten werden.
Die Schlusssätze der Plädoyers werden am Donnerstag erwartet, dann beginnt die Jury – bestehend aus fünf Frauen und drei Männern – mit den Beratungen. Eines steht jetzt schon fest: Dieser Rechtsstreit wird die Branche nachhaltig prägen.