Nach 25 Jahren seit der Gründung des Entwicklers des Webbrowsers Firefox muss dieser um seine Zukunft kämpfen. Unter dem Druck des scharfen Wettbewerbs, der sich in sinkenden Marktanteilen gegenüber dem dominanten Chrome-Browser von Google und den Konkurrenten Edge von Microsoft und Safari von Apple zeigt, setzt die langjährige Chefin Mitchell Baker nun auf neue Strategien.
Im scharfen Wettbewerb betont Baker, dass die Zeit nicht auf ihrer Seite sei und sie daher schnelle und effektive Maßnahmen ergreifen müsse, um im Markt zu bestehen. Dabei ist ihr bewusst, dass Mozilla nicht in der Lage ist, bloß Mittel zum Zweck zu sein. Stattdessen muss das Unternehmen durch innovative Lösungen und Vorteilsangebote überzeugen.
Besonders herausfordernd ist die Struktur des Marktes, in dem jedes Gerät, auf dem ein Browser läuft, von einem Großkonzern kontrolliert wird. Baker ist der Überzeugung, dass es daher dringend einen Anbieter geben muss, der anderen Spielregeln folgt, um für einen faireren Wettbewerb zu sorgen.
In dieser Situation hofft Baker auf die Hilfe der Aufseher, insbesondere in Europa. Die Regulierungsbehörden können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie Mozilla gegen die Übermacht der Konzerne unterstützen. Gleichzeitig will Baker mit einer Initiative für Künstliche Intelligenz (KI) ein neues Standbein für das Unternehmen aufbauen. Allerdings steht Mozilla in diesem Bereich vor Herausforderungen, da es gegen die großen US-Technologiekonzerne wie Google und Microsoft konkurrieren muss.
Um sich von diesen abzuheben, setzt Baker auf Anwendungen zur KI-Sicherheit und -Transparenz, die keine Falschinformationen zulassen.
Die Juristin Baker spielte bereits 1998 eine zentrale Rolle bei der Gründung von Mozilla, als sie in der Rechtsabteilung des Softwareunternehmens Netscape arbeitete. Heute ist die Gesellschaftsstruktur von Mozilla vergleichsweise komplex, da die gemeinnützige Stiftung über die Mozilla Corporation verfügt, die für die Entwicklung des Webbrowsers, eines VPN-Anbieters, einer Medienplattform und eines Alias-E-Mail-Adressengenerators verantwortlich ist.
Obwohl die Mozilla Corporation gewinnorientiert arbeitet, steht nicht der Profit im Vordergrund, sondern das Gemeinwohl und der Schutz der Privatsphäre. Dafür setzt sich das Unternehmen auch durch eine Partnerschaft mit Google ein, bei der der Internetkonzern Lizenzgebühren für die Voreinstellung seiner Suche im Firefox-Browser bezahlt. Dennoch sieht Baker die Zukunft von Mozilla in einer neuen Ära, die durch die rasanten Fortschritte bei der KI gekennzeichnet ist.
Die Managerin betont, dass sie vor großen Veränderungen steht und erneut mit den gleichen Akteuren konkurrieren muss wie auf dem Browsermarkt.
Um im Wettbewerb zu bestehen, hofft Baker auf die EU-Kommission und ihre Bestrebungen, einen wettbewerbsfreundlichen Markt mit gleichen Standards und einer fairen Interoperabilität zu schaffen. Der sogenannte Digital Services Act bringt erweiterte Verpflichtungen für Unternehmen wie Google mit sich, die eine Chance für Herausforderer wie Mozilla bedeuten könnten.
Der Medienwissenschaftler Martin Andree sieht Mozilla allerdings in einer schwierigen Lage, da es auf einem Markt agiert, der von Monopolen oder Oligopolen beherrscht wird. Er betont, dass es für kleinere Unternehmen immer schwerer wird, sich gegen die großen Tech-Konzerne durchzusetzen.
Für ihre Arbeit wurde Baker bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt und als eine der einflussreichsten Frauen mit visionären Ideen ausgezeichnet. Sie betont, dass das Geschäft in Deutschland zeige, wie wichtig den Menschen hierzulande der Datenschutz und die Privatsphäre sind. Trotzdem wird Baker nicht müde zu betonen, dass Mozilla nach wie vor vor großen Herausforderungen steht, die es zu bewältigen gilt.
Einen kleinen Rückschlag musste Baker in der Vergangenheit bei ihrer Karriere einstecken, als sie für die Erhöhung ihres Jahresgehalts auf 2,4 Millionen Dollar viel Kritik einstecken musste. Trotzdem ist sie weiterhin davon überzeugt, dass Mozilla durch seine einzigartige Struktur und seine Mission, das Wohl der Menschen zu schützen, im scharfen Wettbewerb bestehen und sich behaupten kann.