Technology

Micron im freien Fall: Der Chipriese kämpft mit schwächelnden Konsumermärkten – Kann KI das Ruder herumreißen

Die schwächelnde Nachfrage nach Smartphones und PCs trifft Micron Technology Inc. schwer. Während KI-Chips für Wachstum sorgen, bleibt der Rest des Geschäfts weit hinter den Erwartungen zurück

Eulerpool News 19. Dez. 2024, 03:30

Micron Technology, der größte US-amerikanische Hersteller von Speicherchips, steht unter Druck. Nach einer enttäuschenden Umsatzprognose brach die Aktie im nachbörslichen Handel um 11 % ein. Der Hauptgrund? Eine anhaltende Flaute in den Konsummärkten – Smartphones und PCs, die normalerweise den Großteil der Chipnachfrage ausmachen, bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Die Zahlen sprechen für sich: Micron prognostiziert für das zweite Fiskalquartal einen Umsatz von rund 7,9 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten mit 8,99 Milliarden US-Dollar gerechnet – ein klaffendes Loch von über einer Milliarde Dollar. Auch der erwartete Gewinn von maximal 1,53 US-Dollar pro Aktie verfehlt die Prognose von 1,92 US-Dollar deutlich.

KI als Lichtblick – aber nicht genug

Auf den ersten Blick klingt es nach einer Erfolgsgeschichte: Micron meldet, dass der Umsatz mit KI-bezogenen Komponenten im letzten Quartal um beeindruckende 400 % gestiegen ist. Dieser Bereich macht inzwischen mehr als die Hälfte der Gesamteinnahmen aus. Doch die Euphorie wird durch die Schwäche in den traditionellen Märkten gedämpft.

„Während konsumorientierte Märkte kurzfristig schwächer sind, erwarten wir ein Wachstum in der zweiten Hälfte unseres Fiskaljahres,“ betonte CEO Sanjay Mehrotra in einer Stellungnahme. Doch die Realität zeigt, dass sich die Lagerbestände bei den Kunden langsamer leeren als erwartet, was die Nachfrage weiter drückt.

Konsumermärkte: Ein Rückblick und ein düsterer Ausblick

Besonders hart trifft es die mobile Sparte: Ein Rückgang um 19 % im Vergleich zum Vorquartal. Auch der PC-Markt enttäuscht, obwohl Micron hofft, bis 2025 ein moderates Wachstum von 5 % zu sehen – mit einem Schub erst in der zweiten Jahreshälfte.

Ein weiterer Grund für die schleppende Entwicklung: Verbraucher aktualisieren ihre Geräte langsamer als gedacht. Die Euphorie der Pandemie, als Technik-Upgrades florierten, scheint endgültig verflogen. Ähnlich düster sieht es in der Automobil- und Industriesparte aus, wo ebenfalls Umsatzrückgänge zu verzeichnen sind.

Eine neue Hoffnung: High-Bandwidth Memory

Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont: High-Bandwidth Memory (HBM), eine neue Generation von Speichertechnologie, die insbesondere in KI-Systemen unerlässlich ist. Diese Chips sind komplex in der Produktion, können aber höhere Preise erzielen und könnten die Branche langfristig stabilisieren.

Micron investiert massiv in diese Zukunftstechnologie: Für das Fiskaljahr 2025 plant das Unternehmen Investitionen in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar für neue Anlagen und Ausrüstungen – obwohl die Ausgaben für traditionelle Speicherchips gekürzt werden.

Wettbewerb: Disziplin statt Preiskrieg

Ein interessanter Trend zeichnet sich ab: Micron und seine Konkurrenten SK Hynix und Samsung zeigen ungewöhnliche Zurückhaltung bei der Produktionsausweitung. Diese Disziplin könnte helfen, die gefürchteten Preisschwankungen der Vergangenheit einzudämmen. Doch die Erinnerung an 2023, als Micron noch Milliardenverluste durch fallende Preise hinnehmen musste, ist noch frisch.

Microns Risiko: Abhängigkeit vom Boom-and-Bust-Zyklus

Micron beherrscht zwei Schlüsseltechnologien: DRAM, das temporär Informationen speichert und in Zusammenarbeit mit Prozessoren von Nvidia oder Intel arbeitet, sowie NAND-Flash, das Daten permanent speichert. Beide Technologien bleiben jedoch extrem anfällig für Angebot-Nachfrage-Schwankungen.

Die entscheidende Frage bleibt: Kann Micron die Abhängigkeit von schwächelnden Konsumermärkten überwinden und von der KI-Revolution profitieren? Oder wird die Boom-and-Bust-Dynamik der Chipindustrie weiterhin dominieren? Die nächsten Quartale werden entscheidend sein – für Micron und die gesamte Branche.

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