Google unter Beschuss: US-Gericht stellt Monopolstellung infrage

12.8.2024, 08:00

Das jüngste Urteil gegen Google wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens könnte den Suchmaschinenmarkt erheblich verändern und den Weg für mehr Innovation und Wettbewerb ebnen.

Eulerpool News 12. Aug. 2024, 08:00

Google, der Suchmaschinengigant und Tochterunternehmen von Alphabet, hat einen schwierigen Sommer hinter sich. Nach enttäuschenden Quartalsergebnissen sanken die Aktien des Unternehmens im Juli. Zudem deckte die Financial Times einen geheimen Deal mit Meta auf, bei dem Google gezielt Werbung an Jugendliche richtete und dabei eigene Regeln umging. Der schwerste Schlag dürfte jedoch das Urteil des US-Bundesrichters Amit Mehta sein, der am Montag feststellte, dass Google gegen das Kartellrecht verstoßen hat.

In dem vier Jahre andauernden Verfahren, das sich über 286 Seiten erstreckt und vom US-Justizministerium angestrengt wurde, wird Google als „Monopolist“ bezeichnet. Der Fall beleuchtet, wie das Unternehmen Milliarden von Dollar für Exklusivverträge mit Mobilfunkanbietern, Browserentwicklern und Geräteherstellern ausgegeben hat. Ein großer Nutznießer dieser Praxis war Apple, der Hersteller des iPhones. Allein im Jahr 2022 zahlte Google 20 Milliarden Dollar an Apple, um sicherzustellen, dass die Google-Suchmaschine als Standard im Safari-Browser von Apple voreingestellt ist.

Das Urteil offenbart problematische Praktiken in der Suchmaschinenindustrie. Google argumentierte stets, dass seine kostenlosen und qualitativ führenden Suchdienste den Verbrauchern keinen Schaden zufügen würden. Während einige dieser Argumente anerkannt wurden, stellt der Fall dennoch klar, dass die Marktmacht von Big-Tech-Unternehmen den Verbrauchern auf vielfältige Weise schaden kann.

Tatsächlich haben die milliardenschweren Exklusivdeals von Google dazu beigetragen, die Position des Unternehmens als führende Suchmaschine zu zementieren. Dies schränkt die Wahlmöglichkeiten ein, bremst Innovationen und hindert andere Unternehmen daran, zu wachsen. Derzeit kontrolliert Google 90 Prozent des Suchmaschinenmarktes, bei mobilen Geräten liegt der Anteil sogar bei 95 Prozent. Dieser Traffic ist die Grundlage für das auf Werbung basierende Geschäftsmodell von Google und treibt den Datenfluss zur Verbesserung seiner Dienste an.

Kartellverfahren gegen große Technologieunternehmen sind oft langwierig und komplex, was diesem Fall besondere Bedeutung verleiht. Er könnte als Präzedenzfall dienen, der andere Richter in anhängigen Tech-Klagen ermutigt und Unternehmen davon abhält, Exklusivverträge abzuschließen. Zudem könnte er zu zivilrechtlichen Klagen gegen Google führen, etwa von Unternehmen, die sich durch diese Praxis geschädigt fühlen.

Interessanterweise hat sich der Aktienkurs von Alphabet seit dem Urteil kaum bewegt. Google wird gegen das Urteil Berufung einlegen, und das Justizministerium muss noch über Abhilfemaßnahmen entscheiden. Eine Möglichkeit wäre, Google zu zwingen, seine Suchmaschine von seinem Android-Betriebssystem und dem Chrome-Browser zu trennen. Eine andere Option wäre, Google zu verpflichten, seine Suchdaten für andere Unternehmen zugänglich zu machen. Beide Maßnahmen wären radikal, schwer umzusetzen und möglicherweise zu rückblickend.

Sinnvoller wäre es, Googles Fähigkeit einzuschränken, seine Dominanz in Zukunft zu schützen. Eine mögliche Abhilfe wäre, das Unternehmen daran zu hindern, Exklusivverträge abzuschließen. Auch Apple würde darunter leiden, da die Zahlungen von Google einen erheblichen Teil seines 85 Milliarden Dollar umfassenden Servicegeschäfts ausmachen. Dies könnte Apple jedoch den Anstoß geben, eine eigene Suchmaschine zu entwickeln. Eine weitere Option wäre, sicherzustellen, dass Nutzer ihre Suchmaschine über ein „Choice Screen“ wählen können, anstatt eine voreingestellte zu nutzen. Dies ist in der EU bereits vorgeschrieben und könnte auch neuen, KI-gesteuerten Suchwerkzeugen zugutekommen.

Letztlich könnte Google feststellen, dass sein größter Feind nicht die Regulierungsbehörden, sondern es selbst war. Im Wettbewerb hätte das Unternehmen möglicherweise stärker innoviert. Eine aktuelle Studie zeigte, dass die Suchergebnisse von Google zunehmend Spam und minderwertige Inhalte anzeigen. Zudem hat Google im Wettlauf um die Künstliche Intelligenz an Boden verloren. Die KI-Such-App Perplexity gewinnt derzeit rasch an Popularität. Mit diesem wegweisenden Fall könnte der Weg für eine schnellere Disruption im Suchmaschinenmarkt geebnet werden.

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