Google und Microsoft verzeichnen zweistelligen Wachstum

Trotz starker Zahlen und Betonung von KI sank Googles Börsenwert, teils wegen eines schwächelnden Cloud-Geschäfts

25.10.2023, 11:05
Eulerpool News 25. Okt. 2023, 11:05

Die Zeit der zweistelligen Umsatzsteigerungen ist zurück für den Tech-Giganten Microsoft und den Google-Mutterkonzern Alphabet. Bei der Vorstellung der Quartalszahlen konnten beide US-Unternehmen ein starkes Umsatzwachstum bekannt geben. Die Umsätze von Microsoft stiegen im Jahresvergleich um 13 Prozent auf rund 56 Milliarden Dollar, während die von Alphabet um elf Prozent auf rund 77 Milliarden Dollar anstiegen.

Im Gespräch mit Analysten stellten die CEOs beider Unternehmen die besondere Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) heraus. Alphabet-CEO Sunday Pichai sprach davon, dass die Technik alle Produkte des Konzerns verbessere. Microsoft-Chef Satya Nadella konnte hier mit seiner engen Partnerschaft mit dem Start-up OpenAI punkten und betonte, dass nur Microsoft dessen führende KI-Dienste wie ChatGPT oder GPT-4 sowie den Bilddienst Dall-E in seine Produkte integrieren könne.

Nadella unterstrich die Einzigartigkeit des Angebots von Microsoft und berichtete, dass bereits 18.000 Firmen und Organisationen weltweit für den Zugang zu den OpenAI-Diensten auf Basis der Microsoft-Infrastruktur zahlten. Zudem seien Microsofts KI-Dienste in mehr Regionen verfügbar als bei jedem anderen Cloud-Anbieter.

Auch Alphabet betonte die überragende Rolle von KI für die Zukunft des Konzerns. So werde die Google-Suche mit generativer KI verbessert und der Textroboter Bard in immer mehr Dienste integriert.

Alphabet-Vorstandschef Sundar Pichai erklärte, dass das Unternehmen alles tun werde, um sicherzustellen, dass es weltweit führende KI-Modelle und -Infrastrukturen besitzt. Allerdings wies er zudem darauf hin, dass die nötigen Investments in die KI-Entwicklung den Gewinn belastet hätten.

Sowohl Microsoft als auch Alphabet konnten mit ihren Quartalszahlen die Erwartungen von Analysten in zentralen Kategorien wie Umsatz, Gewinn und Ergebnis je Aktie übertreffen. Allerdings enttäuschte Alphabet beim wichtigen Cloud-Segment die Erwartungen, während Microsoft hier ein starkes Wachstum ausweisen konnte. Dieses Wachstum könnte sich in Zukunft weiter beschleunigen, denn Finanzchefin Amy Hood gab für das laufende Quartal ein Umsatzziel von 60,4 Milliarden Dollar bis 61,4 Milliarden Dollar an, was einem Wachstum von 15 Prozent entspräche.

Google gab keine konkreten Ziele für das laufende Quartal aus, kündigte jedoch hohe Ausgaben an. "Wir investieren weiterhin in die technische Infrastruktur, um die Chancen, die wir in der KI sehen, zu unterstützen", erklärte Finanzchefin Ruth Porat.

Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt, dass Microsoft in vielerlei Hinsicht besser aufgestellt ist als Alphabet. So erreichte das Unternehmen eine operative Marge von 47 Prozent, während Alphabet nur 28 Prozent erreichen konnte. Microsoft-Chef Nadella verkündete zudem einen Nettogewinnsprung von 27 Prozent auf 22,3 Milliarden Dollar im abgelaufenen Quartal.

Allerdings machte Microsoft keine Angaben zu Gewinn oder Verlust mit seinem Cloud-Geschäft Azure, das maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben könnte.

Google konnte im Vergleich dazu einen Nettogewinn von 41 Prozent auf 19,6 Milliarden Dollar verzeichnen, hauptsächlich aufgrund des starken Werbegeschäfts.

An der Wall Street kamen die Zahlen von Microsoft gut an. Die Aktie stieg nachbörslich um knapp vier Prozent, während Google-Papiere um mehr als sechs Prozent fielen. Dies verdeutlicht auch die unterschiedliche Marktkapitalisierung der beiden Unternehmen, wobei Microsoft mit 2,4 Billionen Dollar deutlich vor Alphabet liegt, das auf 1,7 Billionen Dollar kommt. Mehrere Analysten schätzen, dass Microsoft auf dem Weg ist, die Marke von drei Billionen Dollar Marktkapitalisierung zu erreichen.

Wedbush-Analyst Dan Ives und Jefferies-Analyst Brent Thill taxierten beide die Microsoft-Aktie künftig auf 400 Dollar, was einer Steigerung um 21 Prozent entspräche und den Konzern mit rund drei Billionen Dollar bewerten würde. Ein Grund für die Schwäche von Alphabet ist das Cloud-Geschäft.

Obwohl der Umsatz der Sparte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar stieg, lag der operative Gewinn bei lediglich 266 Millionen Dollar. Analyst Jesse Cohen von Investing.com merkt an, dass Google Cloud Gefahr laufe, "weiter hinter Azure und AWS zurückzufallen", also den Konkurrenzangeboten von Microsoft und Amazon. Max Willens vom Analysehaus Insider Intelligence erklärt, dass Cloud-Computing ein schwerfälligeres Geschäft sei als Werbung und Google mit starker Konkurrenz konfrontiert sei.

Er fügt hinzu, dass während die Zugkraft von Google bei KI-Start-ups langfristig Früchte tragen könnte, helfe sie dem Cloud-Geschäft derzeit nicht genug, um die Investoren zufriedenzustellen. In einem Versuch, pessimistische Interpretationen abzuwehren, betonte Alphabet-Chef Pichai, dass die Hälfte aller KI-Start-ups heutzutage Kunden von Google Cloud seien.

Er betonte zudem, dass die Verbindung von Cloud und KI in Zukunft völlig neue Produkte ermöglichen würde. Beispielsweise nutzen bereits Unternehmen wie Paypal und die Deutsche Bank die Chatbox Duet AI von Google Cloud, um ihre Produktivität zu steigern. Die KI-Plattform Vertex AI von Google Cloud helfe ebenfalls Unternehmen dabei, schnell neue KI-Anwendungen aufzubauen, zum Beispiel zum unsichtbaren Kennzeichnen von KI-generierten Bildern. Allerdings sieht Analyst Cohen auch hier Microsoft besser aufgestellt, da die Ergebnisse zeigen, dass KI-Produkte bereits zum Umsatz- und Gewinnwachstum beitragen.

Er verweist auf ChatGPT von Microsofts Partner OpenAI, das als leistungsfähiger als Googles Textroboter Bard gilt. Jefferies-Analyst Thill empfiehlt Anlegern, bei Microsoft einzusteigen und erklärt, dass das zweistellige Wachstum des Unternehmens ohne KI ein Grund für die Investition sei. Er geht davon aus, dass die wirklichen Umsatzsteigerungen aufgrund der KI-Entwicklung bei Microsoft noch kommen werden.

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