Technology
CMA nimmt Microsoft ins Visier – Dominanz im britischen Cloud-Markt unter Druck
Die britische Wettbewerbsbehörde CMA wirft Microsoft vor, seine Marktmacht im Cloud-Geschäft wettbewerbswidrig einzusetzen.

Die britische Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) hat Microsoft für den Einsatz seiner Marktstellung im Softwarebereich kritisiert und gewarnt, dass der Wettbewerb im britischen Cloud-Markt im Wert von 9 Milliarden Pfund „nicht funktioniert“.
Ein unabhängiges Gremium der CMA kam in einer am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Entscheidung zu dem Schluss, dass ein Mangel an Wettbewerb „wahrscheinlich zu höheren Kosten, weniger Auswahl, geringerer Innovation und schlechterer Servicequalität für Unternehmen und Organisationen führt“.
Microsoft nutze seine starke Position im Softwarebereich, um es Amazon Web Services (AWS) und Google Cloud zu erschweren, Kunden zu gewinnen, die Microsoft-Software in der Cloud verwenden möchten, so die Untersuchung.
Die CMA erwägt nun, ob Microsoft und Amazon unter das neue Digital Markets Regime fallen und als Unternehmen mit „strategischem Marktstatus“ eingestuft werden sollten. Diese neue Regulierung, die diesen Monat in Kraft trat, gibt der Behörde weitreichende Befugnisse, um Marktführer zu kontrollieren und Maßnahmen zur Förderung des Wettbewerbs durchzusetzen.
Der Zeitpunkt der CMA-Entscheidung ist politisch brisant: Die britische Regierung steht unter Druck, wirtschaftliches Wachstum zu fördern und mehr Investitionen ins Land zu holen. Erst letzte Woche wurde CMA-Chef Marcus Bokkerink überraschend entlassen und durch Doug Gurr, den ehemaligen Amazon-UK-Chef, ersetzt.
Die Untersuchung zu Cloud-Diensten läuft bereits seit über zwei Jahren. Ofcom, die britische Telekommunikationsaufsicht, startete 2022 eine Marktanalyse und übergab den Fall im vergangenen Jahr an die CMA. Laut den Prüfern erschwert der geringe Wettbewerb den Kunden den Wechsel zu anderen Anbietern oder die Nutzung mehrerer Clouds – mit möglichen negativen Auswirkungen auf Preise und Qualität.
Mit einem Marktanteil von jeweils bis zu 40 Prozent dominieren Amazon und Microsoft das Cloud-Geschäft in Großbritannien, während Google auf Rang drei folgt.
Microsofts Wettbewerbsrechtsexpertin Rima Alaily verteidigte das Unternehmen: „Der Bericht sollte sich auf die Zukunft der KI in Großbritannien konzentrieren, anstatt sich an Produkten aus dem letzten Jahrhundert festzuhalten.“ Die Cloud-Branche sei dynamischer denn je und ziehe Milliardeninvestitionen sowie neue Marktteilnehmer an.
AWS lehnte die Schlussfolgerungen der CMA ab und warnte vor negativen Folgen für Innovation und Kunden: „Cloud Computing hat die Kosten für britische Unternehmen gesenkt, die Produktauswahl erweitert und den Wettbewerb angekurbelt.“
Auch Google zeigte sich kritisch. Chris Lindsay, Vizepräsident für Cloud-Kundenengineering in EMEA, erklärte: „Restriktive Lizenzierungspraktiken schaden britischen Cloud-Kunden, bedrohen wirtschaftlichen Fortschritt und behindern Innovation. Es ist ermutigend, dass die CMA diesen Schaden erkannt hat.“
Die britische Wettbewerbsbehörde muss ihre endgültige Entscheidung bis spätestens 4. August vorlegen.