Die britische Regierung unterstützt den verlustreichen Raketenbauer Orbex mit einem Darlehen in Höhe von 20 Millionen Pfund, das Teil einer Finanzierungsrunde über 40 Millionen Pfund ist. Der Staat könnte dabei zum Anteilseigner werden, da die Mittel in Form eines convertible loan note bereitgestellt werden – eine Wandelschuldverschreibung, die unter bestimmten Bedingungen in Eigenkapital umgewandelt werden kann.
Orbex ist einer von zwei britischen Raketenherstellern, die von der Regierung gefördert wurden, um das Vereinigte Königreich als Standort für kommerzielle Satellitenstarts zu etablieren. Die Entscheidung für das Darlehen erfolgt in einem schwierigen Finanzierungsumfeld für Raumfahrttechnologie, in dem sich europäische Start-ups auf die European Launcher Challenge vorbereiten – ein Wettbewerb zur Entwicklung einer mittelgroßen Trägerrakete, die mit SpaceX und Blue Origin konkurrieren soll.
Die britische Regierung hatte im Oktober die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC beauftragt, die finanzielle Lage von Orbex zu überprüfen und sicherzustellen, dass vor staatlichem Eingreifen alle privaten Finanzierungsoptionen ausgeschöpft wurden. Die PwC-Ergebnisse blieben vertraulich.
Orbex konzentriert sich derzeit auf die Entwicklung der Prime-Rakete für den Transport kleiner Nutzlasten in niedrige Erdumlaufbahnen. Ursprünglich war geplant, in Sutherland eine eigene Startrampe zu errichten, doch dieses Vorhaben wurde im Dezember 2023 zugunsten der Raketenentwicklung auf Eis gelegt. Das Unternehmen arbeitet zudem an einer größeren Rakete, Proxima, die für die europäische Wettbewerbsausschreibung in Frage kommen könnte.
Wissenschaftsminister Peter Kyle bezeichnete die Investition als „klares Signal“, dass Großbritannien eine führende Rolle in der europäischen Raumfahrtindustrie einnehmen wolle. Orbex-CEO Phil Chambers begrüßte die Beteiligung der Regierung als „wichtiges Signal“ für private Investoren sowie für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und die EU.
Eine Beteiligung des britischen Staates an Orbex könnte jedoch kritisch gesehen werden, insbesondere nach dem gescheiterten Investment in das Satelliten-Start-up OneWeb. 2020 hatte die Regierung für 500 Millionen Dollar eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen aus der Insolvenz erworben, nur um es zwei Jahre später gegen eine 11-Prozent-Beteiligung an Eutelsat einzutauschen. Die Aktien des französischen Satellitenkonzerns haben seither drei Viertel ihres Werts verloren.
Bislang hat Orbex im Rahmen der aktuellen Finanzierungsrunde 23 Millionen Pfund eingeworben. Neben der britischen Regierung beteiligten sich der Export & Investment Fund of Denmark, Octopus Ventures sowie der private Investor Sohaib Abbas. CEO Chambers betonte, dass die Unterstützung des Staates „die verbleibenden Fundraising-Bemühungen erheblich stärken“ werde.