Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus hat sich die Medienlandschaft in den USA weiter verschoben. Statt auf traditionelle Fernsehsender wie CBS zu setzen, investierte der ehemalige und nun erneut gewählte US-Präsident Hunderte Minuten in Gespräche mit Podcast-Stars wie Joe Rogan, Theo Von und den Nelk Boys – Persönlichkeiten, die für viele Amerikaner unbekannt sind, in bestimmten Kreisen jedoch als feste Größe gelten.
Während seiner jüngsten Wahlkampagne verzichtete Trump auf Interviews mit klassischen Nachrichtenformaten und konzentrierte sich stattdessen auf ein Netzwerk einflussreicher Podcaster, das zunehmend als „Manosphere“ bezeichnet wird. Diese Gruppe, bestehend aus Komikern, Influencern und Fitness-Enthusiasten, erreicht vor allem junge männliche Zuhörer, die sich von traditionellen Medien entfremdet haben. Rogan und Co. begleiten ihre Fans durch den Alltag, bieten stundenlange Gespräche ohne Filter und scheuen nicht vor kontroversen Themen zurück.
Der Erfolg dieser neuen Medienakteure zeigt sich auch in ihrem wachsenden Einfluss in der Politik. Bei Trumps Amtseinführung saßen Rogan, Von und andere Podcast-Größen neben Tech-Milliardären und ehemaligen Präsidenten, während sie die feierlichen Zeremonien begleiteten. Ihr Aufstieg symbolisiert eine tiefgreifende Veränderung in der Art, wie Informationen konsumiert und Meinungen gebildet werden.
Die Fragmentierung des Medienmarktes – getrieben durch digitale Plattformen wie YouTube, Spotify und Twitch – ermöglicht es, maßgeschneiderte Inhalte für Nischeninteressen bereitzustellen. Während klassische Fernsehsender auf kurze, prägnante Berichterstattung setzen, bieten Podcaster lange, ungefilterte Gespräche, die von vielen als authentischer empfunden werden.
Laut Medienexperten wie Gabriel Kahn von der University of Southern California vollzieht sich derzeit eine „radikale Neuordnung des Vertrauens und der Glaubwürdigkeit in den Medien“. Dies stellt etablierte Medienunternehmen vor existenzielle Herausforderungen. Die Podcast-Szene verzeichnet nicht nur massive Reichweiten, sondern generiert auch erhebliche Einnahmen. Laut Schätzungen verdienen die populärsten Podcaster zwischen 10 und 50 Millionen Dollar pro Jahr – ohne die hohen Betriebskosten traditioneller Medienhäuser.
Doch die fehlende journalistische Kontrolle wirft Fragen auf. Die Gesprächsstilistik dieser Shows verzichtet oft auf kritische Nachfragen oder strenge Faktenchecks. Stattdessen dominieren persönliche Meinungen und Unterhaltungswert. Für viele jüngere Zuhörer ist dies kein Problem – sie schätzen die direkte und scheinbar ungefilterte Art der neuen Medienwelt.
Auch klassische Medienunternehmen reagieren: Fox News hat kürzlich sein Programm umgestellt und Formate im „Podcast-Stil“ eingeführt, um die wachsende Nachfrage nach unkonventionellem Storytelling zu bedienen.
Die Zukunft der traditionellen Medien bleibt ungewiss. Während Podcaster wie Rogan ihren Einfluss aufrechterhalten, ist klar, dass die etablierten Akteure noch immer eine Rolle spielen – insbesondere bei der Meinungsbildung innerhalb der politischen Elite. Trump selbst hat zahlreiche ehemalige Fox-News-Mitarbeiter in seine Regierung geholt, was zeigt, dass alte und neue Medienformen weiterhin nebeneinander existieren.