Norwegen öffnet sich für den umstrittenen kommerziellen Abbau von Bodenschätzen in der Tiefsee und wird damit weltweit eines der ersten Länder sein, die dieses Vorhaben umsetzen. Das Parlament in Oslo hat mit einer überwältigenden Mehrheit von80 Stimmen zugestimmt, schrittweise Abbaugebiete in der Arktis freizugeben. Allerdings warnen Umweltschützer vor den potenziellen Auswirkungen auf die Umwelt.
Die norwegische Minderheitsregierung unter der Führung von Jonas Gahr Støre hat sich im Dezember mit zwei Oppositionsparteien auf die Öffnung für den Tiefseebergbau geeinigt.
Das skandinavische Königreich, das bereits der größte Öl- und Gasproduzent in Westeuropa ist, verfügt auch über große Vorkommen an mineralischen Rohstoffen auf dem Meeresgrund, die für die Herstellung von Windkrafträdern und Batterien für Elektroautos von großer Bedeutung sind. Diese werden als entscheidend für die Klimawende betrachtet und auch strategisch wichtig, um sich in Zeiten internationaler Spannungen selbst versorgen zu können.
Allerdings müssen mögliche Ausbeutungen noch vom Parlament geprüft werden. Die Regierung in Oslo hofft dabei auch auf neue Einnahmen. Doch Kritiker und Umweltschützer warnen davor, dass der kommerzielle Abbau von Rohstoffen am Meeresboden unvorhersehbare Gefahren für dortige Ökosysteme mit sich bringen könnte.
Im Sommer endeten Gespräche zum Umgang mit dem Tiefseebergbau ohne verbindliche Entscheidungen. Die Mitgliedstaaten der Internationalen Meeresbodenbehörde einigten sich lediglich darauf, bis zum Jahr 2025 ein Regelwerk zu verabschieden.
Viele Länder haben sich noch nicht eindeutig zum Tiefseebergbau positioniert. Dennoch haben einige, wie der Pazifikstaat Nauru, bereits Pläne für den Abbau von Rohstoffen auf dem Meeresboden in 4000 bis 6000 Meter Tiefe angekündigt.
Nach der Abstimmung versammelte sich vor dem Parlament in Oslo eine kleinere Gruppe von Menschen, die mit Bannern wie "Stoppt Tiefseebergbau!" protestierten. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace Norwegen warnte, dass ein "neuartiges, empfindliches und riesiges" Gebiet geöffnet wird, das nicht ausreichend erforscht ist.
Auch andere Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler warnen vor den möglichen Auswirkungen des Tiefseebergbaus auf Ökosysteme und Spezies. Es gibt auch Bedenken bezüglich der Fähigkeit des Ozeans, CO₂ aufzunehmen, sowie mögliche Beeinträchtigungen durch Lärm, insbesondere für Wale.
Einige Länder, wie Frankreich und das Vereinigte Königreich, haben bereits ein Moratorium für den Bergbau am Meeresgrund gefordert. Die Entscheidung Norwegens könnte jedoch einen Präzedenzfall schaffen und andere Länder dazu ermutigen, dem Beispiel zu folgen. Die Entwicklung des Tiefseebergbaus wird daher weiterhin kontrovers diskutiert und genau beobachtet werden müssen.