Auf den ersten Blick scheint die Europäische Union (EU) und Australien ein starkes Handelsbündnis zu verbinden. Doch die Realität sieht anders aus: Die seit mehr als fünf Jahren laufenden Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen den beiden Parteien sind vorerst gescheitert.
Am Montag erhob der australische Landwirtschaftsminister Murray Watt schwere Vorwürfe gegen die europäischen Unterhändler. Laut Watt fehle es diesen an Kompromissbereitschaft – eine Behauptung, die die EU-Kommission zurückwies.
Der politische Graben zwischen Brüssel und Canberra scheint unüberwindbar zu sein. Die jetzige australische Regierung wird noch bis 2025 im Amt sein, während die Europäische Kommission sich für weitere Verhandlungen offen zeigt. Der zuständige Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis macht jedoch die australische Seite und deren Forderungen im Agrarbereich für das Scheitern verantwortlich.
Die Europäische Kommission habe ein wirtschaftlich sinnvolles Angebot für den Zugang zum Agrarmarkt vorgelegt, erklärte Dombrovskis. Aus Brüsseler Sicht hätten die australischen Forderungen zuletzt nicht den Stand der Verhandlungen widerspiegelt.
Die EU ist vor allem an der Erschließung der reichen australischen Vorkommen an seltenen Erden interessiert, um ihre Abhängigkeit von China und Russland zu verringern. Auch Australien strebt eine geringere Abhängigkeit von den beiden Ländern an. Doch die strittigen Themen in den Verhandlungen liegen vor allem im Agrarbereich, wo die EU nicht bereit ist, ihre Märkte für australisches Lamm- und Rindfleisch sowie Zucker zu öffnen.
Besonders in den letzten Monaten hatte es bereits mehrere Rückschläge gegeben. Doch es gab auch Fortschritte, wie die Einigung darauf, dass australische Hersteller unter bestimmten Bedingungen weiterhin geschützte Bezeichnungen wie Feta, Parmesan und Prosecco verwenden dürften.
Die EU-Kommission zeigt sich nun offen für weitere Gespräche, allerdings unter der Bedingung, dass realistische Erwartungen und ein ausgewogener Ansatz seitens Australiens gewährleistet werden. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Johannes Vogel warnt vor einem endgültigen Scheitern der Verhandlungen und betont, dass Europa sich im Wettbewerb mit dem australischen Agrarsektor keinesfalls wegducken dürfe. Genauso wichtig sei es jedoch, alternative Lieferquellen für seltene Erden zu finden, um nicht weiter von China abhängig zu sein.
Trotz des vorerst gescheiterten Handelsabkommens bleibt die EU für Australien der größte Handelspartner neben China und Japan. Die EU hingegen hat mit Australien ein vergleichsweise geringeres Handelsvolumen. Ob und wann die Verhandlungen über das Handelsabkommen wieder aufgenommen werden, bleibt abzuwarten. Doch sicher ist: Die EU und Australien müssen bald eine gemeinsame Basis finden, um ein starkes Bündnis im internationalen Handel zu schmieden.