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Indien vor IPO-Rekordjahr – Börsengänge könnten 23 Milliarden Dollar übersteigen

Indien erwartet ein IPO-Rekordjahr mit 23 Milliarden Dollar Volumen, trotz schwächerer Konjunktur und volatiler Märkte.

Eulerpool News 3. Feb. 2025, 09:29

Indien steuert 2025 auf ein Rekordjahr für Börsengänge zu. Investmentbanken bereiten mindestens sieben IPOs mit einem Volumen von jeweils über einer Milliarde Dollar vor. Darunter sind bekannte einheimische Unternehmen wie der Online-Broker Groww, das Fintech Pine Labs, an dem PayPal beteiligt ist, sowie das von SoftBank unterstützte Brillenlabel Lenskart. Auch die indische Tochter von LG Electronics plant den Gang an die Börse.

Bereits im vergangenen Jahr dominierte Indien die asiatischen IPO-Märkte und lag weltweit nur hinter den USA. 2024 sammelten 336 Börsengänge insgesamt 19,6 Milliarden Dollar ein. In diesem Jahr könnte das Emissionsvolumen nach Einschätzung von Motilal Oswal, einem indischen Finanzdienstleister, auf über 23 Milliarden Dollar steigen. Der Kapitalmarktaufsicht zufolge haben bereits 34 Unternehmen grünes Licht für IPOs im Gesamtwert von 4,8 Milliarden Dollar erhalten, während weitere 55 auf Genehmigung für bis zu 11,4 Milliarden Dollar warten.

Ein möglicher Höhepunkt wäre der Börsengang von Reliance Jio, dem Telekommunikationsriesen von Mukesh Ambani, dem reichsten Mann Asiens. Zwar gibt es noch keine offizielle Bestätigung seitens Reliance Industries, doch Investmentbanker erwarten eine Platzierung in der zweiten Jahreshälfte.

Der IPO-Boom wird durch hohe Bewertungen und eine starke Inlandsnachfrage gestützt. Während ausländische Investoren seit Oktober über 30 Milliarden Dollar abgezogen haben, fließen immer mehr heimische Gelder in den Aktienmarkt. Allein die Zahl der indischen Investmentkonten hat sich seit 2020 von 40 auf 180 Millionen mehr als vervierfacht. „Lokales Kapital ist das Fundament des Marktes geworden“, sagt Kunal Vora, Leiter der Aktienanalyse bei BNP Paribas.

Indische Aktien sind teuer: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei rund 20 und damit deutlich über anderen Märkten, wo Multiplikatoren zwischen 12 und 14 üblich sind. Gleichzeitig schwächelt die Wirtschaft. Das Wachstum fiel im dritten Quartal 2024 mit 5,4 Prozent auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren, und der Nifty 100 Index hat seit September um 12 Prozent nachgegeben. Die Rupie steht unter Druck, insbesondere seit der Amtsübernahme von Donald Trump.

Die Entwicklung führt zu Unsicherheit unter Unternehmensgründern, den sogenannten „Promoters“. Viele beobachten die Marktentwicklung genau und scheinen bereit, ihre IPO-Pläne um einige Monate zu verschieben. „Es ist ein emotionaler Zyklus“, sagt Nitin Bhasin von Ambit Capital.

Während die Mehrzahl der IPOs gut gestartet ist, enttäuschten einige größere Neuzugänge. So verlor Hyundai Motor India seit seinem Börsengang im Oktober 8,7 Prozent an Wert. Zudem wächst die Skepsis gegenüber kleineren Börsengängen, insbesondere wenn große internationale Konzerne ihre Aktienerlöse ins Ausland transferieren, anstatt in Indien zu reinvestieren. „Viele Promoters nutzen die Börse eher als Geldautomat denn als Wachstumsquelle“, kommentiert ein Investmentbanker aus Mumbai.

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